Fitnesstracker und Smartwatches – die Trainer am Handgelenk – können immer mehr. Aber wie nutzt man diese digitalen Helfer optimal?
„Hallo Herr Doktor, sehen Sie sich das mal an – meine Puls-Messung!“ So oder ähnlich hören es die Hausärzte immer wieder von ihren Patienten. Viele tragen inzwischen eine Smartwatch, eine jener Computeruhren, die unzählige Körperdaten mehr oder weniger genau in Echtzeit erfassen sollen. Grundsätzlich eine gute Idee. 2020 nutzten mehr als 13 Millionen Deutsche eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband – schon mehr als fünfmal so viel wie 2016. Wer sich ein solches Gerät anschaffen will, sollte sich vorab die Frage stellen, was man damit tatsächlich will.
- Fakt: Leistungs-Check als Freizeitsportler. Wer das Gerät nur für den Sport braucht, der ist mit einem Fitnesstracker gut beraten. Die digitalen Armbänder konzentrieren sich auf Puls, Tempo und andere Fitnesswerte – sind aber deutlich leichter und günstiger (meist unter 100 Euro) als Smartwatches.
- Fakt: Mehr Bewegung in den Alltag. Mit dem Fahrrad fortbewegen statt Auto fahren, die Treppe benutzen statt mit dem Fahrstuhl zu fahren. Dafür empfiehlt sich eine Smartwatch. Sie protokolliert die Aktivität nicht nur, sondern kann auch per Textnachricht daran erinnern, dass man heute noch in die Gänge kommen sollte. Ob die Geräte die Motivation fördern, ist aber umstritten. Das ist auch eine Typfrage.
- Fakt: Schwimmen gehen. Wasserdicht sind die Geräte im Grunde alle, etwa bis 50 Meter Tiefe, versprechen die Hersteller. Das Problem ist aber, dass manche Smartwatches und Fitnessbänder im Wasser keine oder nur sehr ungenaue Daten liefern, stellte die Stiftung Warentest im Mai 2021 fest. Das ist ein Grund zur Reklamation. Und Wassersport im Becken? Dann lohnt sich ein Modell, das sich auf Bewegungsabläufe bei verschiedenen Sportarten – beim Schwimmen etwa auf die Rotation der Arme – einstellen lässt. Das geht unter anderem bei sogenannten „Multisport-Smartwatches“.
- Fakt: Wenn es in die Berge gehen soll. Dafür empfiehlt der Elektronikfachhandel Smartwatches mit Navigation. Die Geräte lotsen auf der Tour und zeigen im Notfall den exakten Standort für die Rettung. Einige geben auch den Sauerstoffgehalt im Blut an. Das ist aber noch oft sehr ungenau und nur von begrenztem Wert. Solche Geräte sind vor allem für Alpinsportler, die in extreme Höhen gehen, interessant.
- Fakt: Besser leben mit chronischen Erkrankungen. Blutdruck, Herzschlag, einfaches EKG: Mit diesen Funktionen können Smartwatches die Therapie begleiten. Ob das sinnvoll ist und was die Werte aussagen, sollte man unbedingt mit seinem Arzt besprechen.
- Fakt: Besserer Schlaf. Leichtschlaf, Tiefschlaf, Wachphasen – viele Smartwatches und Fitnesstracker messen die gesamte Nachtruhe. Da es aber nach Auskunft der Mediziner kein Grundmuster eines erholsamen Schlafs gibt, sollte man bzgl. der angezeigten Ergebnisse skeptisch sein. Man kann aus den Daten kaum ableiten, wie gut oder schlecht man geschlafen hat. Fazit: Wer keine Probleme mit dem Schlaf hat, braucht diese Daten nicht. Wer aber schlecht schläft, sollte besser erst mit seiner Hausärztin bzw. seinem Hausarzt sprechen. Teure Modelle protokollieren mittlerweile auch das Schnarchen. Inwieweit die nächtlichen Laute ein Warnsignal sind, können aber nur die Ärzte beurteilen.
- Fakt: Sicherheit im Alter. Inzwischen gibt es Modelle mit eingebautem Notrufknopf und automatischer Sturzerkennung. Andere Funktionen einer Smartwatch wie Pulsmessung oder Telefonieren sind auch dabei. Aber: Wer sich mit der Feinmotorik schwertut oder nicht mehr so gut sieht, der sollte lieber einen klassischen Hausnotruf am Handgelenk nutzen.
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