Barrierefreies Badezimmer – ein Wohnratgeber

Ein barrierefreies Badzimmer für Menschen mit Behinderungen bedeutet einfachen Zugang und Komfort sowie auch Selbstständigkeit und Würde. Was sollte man beachten, bevor ein für den Rollstuhl geeignetes Badezimmer eingerichtet wird?

Vorschriften für barrierefreie Badezimmer
Die deutschen Vorschriften gelten weitgehend für Einrichtungen an gewerblichen oder öffentlichen Orten wie Hotels, Restaurants und Bahnhöfen. Bei der Planung von privaten Badezimmern kann man sich auch an deren Empfehlungen orientieren. So wird beispielsweise in den gesetzlichen Vorgaben festgelegt, dass in Badezimmern für Behinderte Mischarmaturen verwendet werden sollten und dass sich Spiegel und Haltegriffe in einer Höhe befinden, die von einem herkömmlichen Rollstuhl aus leicht erreicht werden können. Die Höhe der Armaturen und der Abstand dazwischen muss ebenfalls berücksichtigt werden.

Waschbecken
Waschbecken sollten unbedingt aufgehängt werden, um einen Freiraum unter der Spüle zu lassen. Eine Mischbatterie bietet idealerweise die Funktionalität, sie mit einer geschlossenen Faust bedienen zu können. Optimal sind Einhebel-, Drucktaster- oder elektronische Armaturen.

Dusche
Eine ebenerdige Dusche wird empfohlen, entweder mit einer Nasszelle, bei der der Duschboden mit dem Boden des Zimmers ebenerdig ist, oder bei der die Duschwanne auf gleicher Höhe mit dem umgebenden Boden steht. Die empfohlene Mindestgröße ist 1 m x 1 m. Leider kann die Entwässerung bei diesen Arten von Duschen weniger effektiv sein, so dass oft eine Abwasserpumpe zur Abwasserentsorgung zusätzlich installiert werden muss. Die Pumpe sollte für Wartungsarbeiten leicht zugänglich sein. Überall dort, wo eine Duschwanne installiert wird, ist es unbedingt ratsam, rutschfeste Bodenbeläge für die umliegenden Bereiche zu verwenden.

Duschsitze mit einer Rückenlehne sollten an der Wand montiert werden und mindestens 45 cm x 45 cm betragen, wobei mindestens 50 cm Abstand zwischen der Wand und der Mitte des Sitzes verbleiben müssen. Die Duschsteuerung und ein höhenverstellbarer Duschhahn (auf einer Schiebeleiste) sollten in Reichweite des Sitzes sein und idealerweise 75 cm vom Boden an der tiefsten Stelle positioniert werden.

Die Bedienelemente sollten berührungssensitiv oder hebelartig sein und idealerweise zwischen 75 cm und 1 m über dem Boden angebracht werden. Die Haltegriffe müssen sicher und griffbereit befestigt werden. Im Idealfall sollten alle Schienen in der Farbe und Helligkeit zu den umgebenden Wänden im Kontrast sein.

Toilette
Es gibt Toilettenmodelle auf dem Markt, die eine Öffnung an der Vorderseite haben, welche es ermöglicht als Bidet bedient zu werden. Das kann für viele Rollstuhlfahrer erheblich von Vorteil sein.

Es ist auch ratsam, dass die Toilette folgende Funktionen hat:

  • verstellbar
  • ergonomisch
  • ausgestattet mit einem manuellen oder pneumatischen Mechanismus, der ein Kippen ermöglicht.

Geeignete Toiletten variieren in der Regel in der Höhe von ca. 44 cm bis 50 cm. Es wird empfohlen, dass die Toilette auf der einen Seite Haltegriffe mit einer klappbaren Halteleiste auf der anderen Seite aufweist und der WC-Papierhalter in einer bequemen Höhe montiert ist. Es ist wichtig zu berücksichtigen, ob eine Benutzung mit der rechten oder linken Hand bevorzugt wird.

10 Tipps für barrierefreie Bäder
Diese Empfehlungen werden Ihnen helfen, ein barrierefreies, zugängliches und sicheres Badezimmer zu schaffen.

  1. Tipp: Installieren Sie eine Schiebetür. Eine Schiebetür schafft deutlich mehr Platz und ermöglicht so eine größere Rollstuhlmobilität. Wenn es keine Schiebetür gibt, ist es aus Sicherheitsgründen ratsam, dass sich die Tür nach außen öffnet.
  2. Tipp: Rutschfester Boden. Er ist von Vorteil für alle, aber vor allem für Menschen mit Behinderungen. Wasser und andere Flüssigkeiten, die in einem Badezimmer verschüttet werden, sind normal, erhöhen aber die Wahrscheinlichkeit, dass man ausrutscht.
  3. Tipp: Freiraum von mindestens 150 cm Durchmesser. Dies bietet dem Rollstuhlfahrer ausreichend Platz, um 360°-Drehungen sicher durchführen zu können.
  4. Tipp: Rutschfeste Haltegriffe. Im Badezimmer sollten Haltegriffe in der Nähe der Toilette und in der angepassten Dusche installiert werden. Vergewissern Sie sich, dass die Wände und Fliesen in gutem Zustand sind, bevor Sie die Haltegriffe anbauen.
  5. Tipp: Mobile Hilfsmittel statt teurer Umbauten. Um die Körperhygiene für Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Behinderungen zu erleichtern muss nicht immer das gesamte Badezimmer neu gestaltet und umgebaut werden. Im Sanitätsfachhandel gibt es eine Vielzahl an mobilen Hilfsmitteln, die in jedem bad relativ einfach nachgerüstet werden können. Wenn z. B. begrenzte Beweglichkeit gegeben ist, hilft ein Badewannenlift oder eine Wanneneinstiegshilfe, um die Wanne selbständig nutzen zu können. Zur Unterstützung beim Aufrichten aus der wanne oder von der Toilette bieten sich nachrüstbare Stütz- und Haltegriffe an. Wenn jemand nicht mehr lange stehen kann, kann ein Badhocker vor dem Waschtisch oder auch in der Dusche beim Waschen helfen.
  6. Tipp: Armaturenhöhe. Alle Badezimmerzubehörteile, einschließlich Seifenhalter, Handtuchhalter oder Regale, sollten in einer Höhe von nicht mehr als 120 cm über dem Boden installiert werden, um sie mit einem Rollstuhl zugängig zu machen.
  7. Tipp: Angepasste Toilettensitze. Sie sollten auf ihre Sicherheit und ihren einwandfreien Zustand überprüft werden, um das Absturzrisiko zu verringern.
  8. Tipp: Badezimmermöbel. Einbaumöbel sollten in begehbaren Badezimmern vermieden werden. Eine eingebaute Einheit unter einem Waschbecken zum Beispiel erschwert den Zugang für einen Rollstuhlfahrer zum Becken. Rollstuhlfahrer sollten immer den Komfort haben, sich im Bad leicht bewegen zu können und problemlos auf alles zugreifen zu können. Das bedeutet, dass das Badezimmer so übersichtlich wie möglich sein sollte.
  9. Tipp: Fördermittel für den barrierefreien Umbau des Badezimmers beantragen. Was viele nicht wissen ist, dass für einen altersgerechten Umbau der eigenen vier Wände in vielen Fällen staatliche Fördergelder beantragt und bewilligt werden können. Zum Beispiel kann eine Änderung der bisherigen Raumaufteilung des Bades gefördert werden oder der Umbau des Bodenbereiches in einen bodengleichen Duschbereich. Auch die altersgerechte Modernisierung von Sanitärobjekten, wie Toilette, Wanne und Waschtisch ist förderfähig. Genauere Informationen zu den Förderbedingungen und zum Antragsverfahren findet man auf der Internetseite der KfW-Bank.
  10. Tipp: Zuschüsse durch die Pflegekasse. Die Pflegekasse kann auch für Kostenzuschüsse eine weitere Finanzierungsquelle für einen Badumbau sein. Voraussetzung ist allerdings, dass bereits eine Pflegestufe beim Bewohner zugeteilt wurde. Dann können Umbauarbeiten im Bad und Sanitärbereich im Rahmen von Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes bezuschusst werden. Vorab sollte aber unbedingt bei der Pflegekasse ein Kostenvoranschlag für den Umbau eingereicht werden. Insbesondere auch zwecks Vermeidung von Nachteilen, denn oftmals zeigt das Verhalten der Pflegekasse bei der Bearbeitung und Bewilligung von beantragten Leistungen, dass man dort den „Antragsteller“ zum „Bittsteller“ macht. Gegenstände zur Ausstattung, wie Duschsitze, Stütz- und Haltegriffe werden nicht als Maßnahmen zur Verbesserung des Wohnumfeldes anerkannt, sondern als Hilfsmittel eingestuft. Die hierfür entstehenden Kosten können aber unter bestimmten Voraussetzungen durch die Pflegekasse erstattet werden.

Die richtige Ausrüstung für das barrierefreie Bad finden
Multifunktional einsetzbar lässt sich ein Dusch- und Toilettenrollstuhl als Allrounder auch als Transportrollstuhl nutzen. Das Design ist meist so konzipiert, dass hochklappbare Armlehnen für maximalen Bewegungsfreiraum sorgen und dass der Rollstuhl über alle handelsüblichen Toiletten passt. Die Möglichkeit eines einschiebbarer Toiletteneinsatzes sorgt des Weiteren für eine erhöhte Unabhängigkeit und bietet die nötige Sicherheit, falls der Gang zur Toilette zeitlich nicht mehr zu bewältigen ist.

Ratgeber
Weitere Tipps und viele Anregungen finden Sie in den Ratgebern Barrierefreies Wohnen und Barrierefreies Leben.

 

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Klaus Hoffmann aus Neuss in Nordrhein-Westfalen.
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Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen, Schreibfehler und Irrtum vorbehalten. Alle Angaben sind sorgfältig recherchiert worden. Weder der/die Autor/Autorin noch die Webseitenbetreiber übernehmen eine Haftung für etwaige Negativfolgen, die sich durch die Anwendung dieses Beitrages ergeben oder ergeben können. Hinweise, Tipps, Ratschläge und Empfehlungen ersetzen keine Rechtsberatung oder ärztliche Untersuchung und Diagnose. Im Zweifelsfall lassen Sie sich bitte vor Anwendung dieses Beitrages fachlich beraten, wie zum Beispiel durch eine Rechtsanwältin bzw. einen Rechtsanwalt oder eine Ärztin bzw. einen Arzt.

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