Berufsunfähigkeitsversicherung – so früh wie möglich! – ein Vorsorgeratgeber

Je früher, desto besser – die BU-Versicherung

Unterschätztes Risiko: Versicherung gegen Berufsunfähigkeit ist ein Muss

Jeder vierte Erwerbstätige muss vorzeitig aus dem Berufsleben aussteigen. Je nachdem, welcher Beruf ausgeübt wird, ist die Gefahr sogar noch höher, erwerbsunfähig zu werden. Experten raten deshalb zum Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung – am besten noch in jungen Jahren. Doch das Risiko wird häufig verdrängt.

Im Oktober 2015 gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bundesweit 43 Millionen Erwerbstätige. Aber nur rund 17 Millionen Menschen haben eine Police gegen Berufsunfähigkeit abgeschlossen. Die Berufsunfähigkeit ist ein klar unterschätztes Risiko, so die Verbraucherzentralen. Bei den meisten wirkt das Prinzip Hoffnung. Nämlich darauf, bis zum Eintritt ins Rentenalter fit zu sein.

Dass sich darauf nicht jeder verlassen kann, zeigt ein Blick in die Statistik: Ein Viertel aller Erwerbstätigen wird vor Erreichen der Altersrente erwerbsunfähig. Psychische Erkrankungen stehen dafür inzwischen als Grund auf Platz eins, dicht gefolgt von Problemen am Skelett- und Bewegungsapparat – etwa am Rücken. Die private Berufsunfähigkeitsversicherung gehört deshalb laut Verbraucherzentrale zu den drei wichtigsten Versicherungen überhaupt – neben der Kranken- und der Haftpflichtversicherung. Auch wenn sie bei Weitem kein Schnäppchen ist, wie unbedingt eingeräumt werden muss.

Manchmal wird das Risiko aber erst zu spät erkannt. Entweder wenn die Arbeitskraft tatsächlich verloren geht und nur noch die Sozialhilfe bleibt, weil sich der Beschäftigte nicht abgesichert hat. Oder wenn ein Erwerbstätiger erst im mittleren Alter anfängt, sich für den Abschluss einer Police zu interessieren. Ab Mitte 30 ist das Eintrittsalter nicht mehr ideal. Je nach Gesundheitszustand oder Beruf kann es passieren, dass keine Versicherung mehr eine Police anbietet – oder nur zu einer hohen monatlichen Rate, die wirtschaftlich nicht tragbar ist. Ein 40-jähriger Forstarbeiter wird keinen mehr finden, der ihn zum akzeptablen Preis und dann noch bis zum 67. Lebensjahr versichert.

Gnadenlose Rosinenpickerei
Denn die Versicherer prüfen inzwischen ganz genau, wen sie sich ins Boot holen. Sie betreiben gnadenlose Rosinenpickerei, sagen die Verbraucherzentralen. Dabei schauen die Anbieter zum einen auf die Art der beruflichen Tätigkeit: Richter bekommen einen wesentlich besseren Tarif als Gerüstbauer. Außerdem fragen sie nach gefährlichen Hobbys wie Tiefseetauchen oder Motorradfahren sowie nach Vorerkrankungen, die bis zu fünf Jahre zurückliegen. Da können schon ganz unspektakuläre Allergien zu echten Problemen führen. Es gibt Anbieter, die bei Heuschnupfen alle Atemwegserkrankungen als Ursache für eine Berufsunfähigkeit ausschließen. Oder sie verlangen teure Risikozuschläge.

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte deshalb möglichst so früh abgeschlossen werden, wenn in der Regel noch keine Vorerkrankungen vorliegen. Je jünger und gesünder man ist, desto günstiger wirkt sich das auf den Vertrag aus. Deshalb sollten Erwerbstätige spätestens nach der ersten Ausbildung eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen. Wer studiert, kann zudem oftmals schon im Hauptstudium einen entsprechenden Vertrag unterschreiben. Junge Menschen hätten die Möglichkeit, zunächst einen Einstiegstarif zu wählen, der später angepasst wird, wenn in der Regel auch mehr Geld zur Verfügung steht.

Abhängig ist die Hohe des Beitrags aber nicht nur vom Eintrittsalter, sondern auch von der Höhe der vereinbarten monatlichen Rente und von der Laufzeit. Die Verbraucherzentralen raten dabei von Kompromissen ab. Die Rente sollte so hoch sein, dass man im Ernstfall davon leben kann. Zudem muss der Vertrag bis zum regulären Renteneinstieg laufen. Natürlich ist ein Vertrag günstiger, der nur bis zum 50. Lebensjahr geht. Dann läuft man aber Gefahr, in der gefährlichsten Zeit des Berufslebens „im Regen zu stehen“.

Anonyme Anfragen
Weil die Versicherer inzwischen derart rigide bei Bewerbern sieben, raten die Verbraucherzentralen dazu, anonyme Anfragen zu verschicken, wenn von vornherein mit Problemen zu rechnen ist. Denn die Aufnahmekriterien seien bei den Anbietern sehr unterschiedlich. Wenn ein Interessierter aber bei einem Anbieter schon eine Absage erhalten hat, landet diese bei der Datensammlung HIS und jeder in der Branche kann dort einsehen. Mit einer einzigen Antragstellung kann man sich so alle Türen verschließen. Wer also eine Ablehnung befürchtet, etwa weil er gerade eine Psychotherapie abgeschlossen oder eine Knie-OP hinter sich hat, sollte einen Versicherungsmakler aufsuchen. Dieser kann sogenannte anonymisierte Risikovoranfragen versenden.

Auf keinen Fall sollten Vorerkrankungen verschwiegen werden. Im Ernstfall berufen sich die Versicherer darauf, dass sie den Vertrag nicht abgeschlossen hätten, wenn sie davon gewusst hätten, so Verbraucherschützer. Und verweigern dann die Auszahlung der Rente. Wer von keiner Versicherung angenommen wird, kann sich alternativ etwa gegen schwere Krankheiten oder sogenannte Funktionsinvalidität versichern. Die Voraussetzungen für die Rentenzahlung sind dabei allerdings sehr streng. Deshalb gilt – es gibt keinen gleichwertigen Ersatz zur Berufsunfähigkeitsversicherung.

Auch bei den Berufsunfähigkeitsversicherern häufen sich allerdings die Fälle, in denen sie im Ernstfall nicht zahlen wollen, stellen die Verbraucherzentralen mehr und mehr fest. Da sich der Kunde zu der Zeit meist schon in einer schwierigen Lebensphase befindet, ist es wichtig, sich dann externe Hilfe zu holen. Eine Rechtsschutzversicherung zu haben, ist deshalb keine schlechte Idee.

Gesetzliche Erwerbsminderungsrente
Wer nach dem 2.1.1961 geboren wurde, hat seit 2001 durch die gesetzliche Rentenversicherung nur noch Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente. In voller Höhe wird sie lediglich dann gezahlt, wenn der Beschäftigte weniger als drei Stunden täglich arbeiten kann – und zwar nicht unbedingt in seinem früheren Beruf. Die Höhe der Rente reicht nach Angaben der Verbraucherzentralen meist bei Weitem nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Wer noch zwischen drei und sechs Stunden täglich arbeiten kann, bekommt sogar nur die halbe Erwerbsminderungsrente.

 

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Jasmin Reimann aus Gransee in Brandenburg.
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