Auf der Bühne sind es die Schauspielerinnen und Schauspieler, Musikerinnen und Musiker, wie auch die Tänzerinnen und Tänzer, die das Theater ausmachen und das Publikum unterhalten. Doch damit das alles funktionieren kann, sind viele Menschen im Einsatz. Je größer das Theater ist, desto vielfältiger sind die Berufe hinter den Kulissen.
Viele davon basieren auf Ausbildungen im handwerklichen, künstlerischen, technischen, kaufmännischen oder administrativen Bereich, Berufe, die oft eine »ganz normale« Ausbildung in einem entsprechenden Betrieb oder ein Studium als Ausgangspunkt haben. Die Grenzen zwischen handwerklich-künstlerischen sowie kaufmännisch-administrativen Tätigkeiten sind allerdings gerade in einem Theaterbetrieb oft fließend. Dabei gilt das, was auch in anderen Unternehmen oft der Fall ist: Je größer der Betrieb, desto spezialisierter ist das Personal. Generell erfordern Berufe in Theatern viel Flexibilität, ermöglichen aber auch viel Raum für Kreativität und ein abwechslungsreiches Miteinander.
Vielfalt
Im Theater gibt es zum Beispiel eine Schlosserei, eine Tischlerei, einen Malersaal, eine Dekorationsabteilung, eine Rüstwerkstatt, die Beleuchtung, eine Damen- und Herrenschneiderei, eine Schuhmacherei, die Requisite, die Maskenbildnerei, die Hutmacherei, die Presseabteilung, das Marketing, eine Personalabteilung, die Lohnbuchhaltung, die Hausverwaltung, die Bühnenreinigung – das sind die Bereiche im Wesentlichen, aber nicht alle.
Berufe oder Jobs, die beim Theater eine »Rolle spielen« sind: Souffleusen und Souffleure, Inspizienten, Bühnenmeister, Seitenmeister, Bühnenhandwerker, Rüstmeister, Gewandmeister, Bühnendekorateure, Beleuchter, Tontechniker, Personal für die Abendgarderobe, Maskenbildner, Requisiteure, Regieassistenten, Regisseure, Dramaturgen, Dramaturgieassistenten, Service- und Kassenpersonal, Bühnenpförtner, Intendanz, kaufmännische Geschäftsführer, Verwaltungsdirektor.
Handwerk und Kunst
Die wichtigsten theaterbezogenen Berufe »backstage« aus dem handwerklichen Bereich sind Tischler, Maler, Bühnenhandwerker, Rüstmeister, Gewandmeister, Dekorateur, Hutmacher und Schneider. Es versteht sich von selbst, dass die genannten Berufe auch von Frauen ausgeübt werden können. Als Tischler mit einer konventionellen handwerklichen Ausbildung kann man auch einen Job beim Theater bekommen, wo allerdings spezielle Anforderungen gestellt werden. Ein Theaterschreiner fertigt alle größeren Holzkonstruktionen an, die für ein Bühnenbild benötigt werden: Podien, Treppen, Tore, Brücken usw. Welches Material jeweils verwendet wird, entscheidet der Leiter der Theaterschreinerei unter Berücksichtigung finanzieller, stilistischer und akustischer Aspekte. Dabei arbeitet er eng mit dem Technischen Direktor und dem Bühnenbildner zusammen, dessen Entwürfe er eigenverantwortlich realisiert. Entsprechendes gilt für einen Maler, der – mit einer klassischen handwerklichen Ausbildung – Kreativität, Talent und fachliches Wissen mitbringen muss, um am Theater tätig sein zu können.
Um als Bühnenhandwerker arbeiten zu können, ist eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik oder ein artverwandter Ausbildungsberuf wie Schlosser oder Tischler bzw. Schreiner eine gute Basis für die vielfältigen Tätigkeiten am Theater. Um Erfahrungen im Theaterbetrieb zu sammeln ist es manchmal möglich, die Ausbildung gleich an einem Theater zu beginnen. Falls das nicht klappt, sollte der Weg spätestens nach der abgeschlossenen Berufsausbildung in den Theaterbetrieb führen, um erste Berufserfahrung zu sammeln.
Wer als Bühnenhandwerker viel Berufserfahrung hat, kann beispielsweise zum Seitenmeister aufsteigen. Hierarchisch gesehen ist der Seitenmeister die Vertretung des Bühnenmeisters. Den Bühnenhandwerkern weist der Seitenmeister zu verrichtende Umbauarbeiten zu. Er überwacht und kontrolliert deren fachgerechte Umsetzung. Jedem Seitenmeister steht für seine Bühnenseite ein Team zur Seite, mit dessen Unterstützung er den problemlosen Ablauf der technischen Umbauten garantieren kann. Seine Aufgaben sind in etwa mit. denen eines Vorarbeiters zu vergleichen.
Kostüme, Masken und Dekoration
Mit einer Schneider-Ausbildung im Hintergrund bietet die Tätigkeit in einem Theaterbetrieb besonders viel Entfaltungsspielraum; sie erfordert aber auch sehr viel Fantasie und Geschick. Das gilt auch für Hutmacher bzw. Modisten, beide übrigens Traditionsberufe, für die sich gerade wieder mehr junge Menschen interessieren. Beide dieser handwerklichen Berufe haben einen großen künstlerischen Aspekt.
Helme, Metallkonstruktionen für Reifröcke, Rüstungen und mehr – diese Aufgaben übernimmt ein Rüstmeister. Dafür gibt es keine spezielle Ausbildung. Oft wird diese Arbeit von Mitarbeitern ausgeübt, die einen Metallberuf erlernten und besonderes Interesse an Waffen- und Rüstungskunde sowie an Kunst- und Kostümgeschichte mitbringen. Auch der Beruf des Requisiteurs kann eine Grundlage sein. Der Gewandmeister ist für die praktische Umsetzung der Entwürfe des Kostümbildners zuständig. Er muss handwerklich geschickt sein, Sinn für das inhaltlich-künstlerische Umfeld haben und gut organisieren und koordinieren können.
Maskenbildner gestalten in Zusammenarbeit mit Regie, Kostüm- oder Bühnenbild maskenbildnerische Konzepte und setzen sie um. Sie schminken und/oder frisieren Darsteller und betreuen deren Maske während der Vorstellungen oder Dreharbeiten. Eine dreijährige Ausbildung ist Voraussetzung, um diesen Beruf ausüben zu können. Ein weiteres Tätigkeitsfeld am Theater ist der Bereich Dekoration. Dekorateure sind in der Regel ausgebildete Raumausstatter. Auch hier erfordert das Arbeitsumfeld viel Kreativität und Sinn für das kulturelle Umfeld. Für den Bereich Requisite ist keine konkrete Ausbildung nötig. Da rutscht man quasi so rein, je nach Vorkenntnissen.
Technische Berufe
Beleuchtung, Ton, Veranstaltungstechnik – die Ausbildungswege können leicht variieren, um die nötigen Qualifizierungen zu bekommen. Auch ein »Elektroniker für Betriebstechnik« kann in diesem Bereich tätig sein. Technisches Know-how gepaart mit der Fähigkeit, sich den besonderen Erfordernissen am Theater anzupassen, sind Voraussetzungen.
Die Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik dauert drei Jahre und man kann sie mit einem Hauptschulabschluss machen. Wer diesen Beruf am Theater ausübt, hat viel damit zu tun, Geräte bereitzustellen, sie einzurichten, zu prüfen, zu sichern und zu transportieren. Doch das ist längst nicht alles. Der Job umfasst beispielsweise auch die Bedienung bühnentechnischer Anlagen, Energieversorgung, Licht-, Ton- und Beschallungsanlagen, Aufnahme und Übertragung von Licht-, Bild- und Tondaten, Spezialeffekte, Planung und Durchführung von Veranstaltungen in Bezug auf die technischen Abläufe.
Inspizienten koordinieren den Ablauf einer Vorstellung. Dabei geht es unter anderem darum, wann die Beleuchtung, die Musik oder andere Effekte einsetzen müssen. Oft arbeiten ehemalige Künstler in diesem Bereich, wenn sie aus Alters- oder anderen Gründen nicht mehr tanzen, singen oder spielen können. Ein Bühnenmeister hat idealerweise eine Ausbildung als Veranstaltungstechniker und fallweise einen zusätzlichen Meisterbrief.
Kaufmännisch-Administrativ
Auch hier überlappen sich mitunter die Aufgaben, je nach Größe des Theaters. Die Bereiche Regie, Dramaturgie und Intendanz erfordern ein abgeschlossenes Studium. Dramaturgen tragen wesentlich zum künstlerischen Profil eines Theaters bei. Die Bearbeitung der geplanten Stücke, Mitwirken am Spielplanentwurf und die Entwicklung der Spielvorlagen, Schnittstelle zwischen Dramaturgie, Choreografie, Dirigenten und Intendant gehören u. a. zu diesen Aufgaben.
Der Bereich Intendanz bezieht sich auf die Leitung eines künstlerischen, technischen und administrativ/wirtschaftlichen Theaterbetriebs. In großen und Mehrspartentheatern ist die Gesamtleitung manchmal einem Generalintendanten übertragen. Dessen Aufgabe ist die Umsetzung der Ziele des Theaterträgers zu einer künstlerischen Gesamtkonzeption für Theater und Publikum mit den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln.
Pressearbeit, Marketing, Büroorganisation, Einkauf – diese Berufe erfordern kaufmännische oder schulische Ausbildungen oder aber ein Studium. Das kann für den Bereich Pressearbeit Germanistik, Kulturwissenschaft oder ein vergleichbares Studium sein, für Marketing beispielsweise Betriebswirtschaftslehre. Souffleusen und Souffleure lassen sich nicht wirklich in eine der fünf erwähnten Kategorien einordnen, sind aber unverzichtbar. Sie haben in der Regel ein Germanistikstudium als Grundlage.
Veranstaltungskaufleute konzipieren und organisieren Veranstaltungen und sorgen für deren reibungslosen Ablauf. Sie kalkulieren die Kosten und übernehmen alle kaufmännischen Aufgaben rund um die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Veranstaltungen. Auch das Marketing kann zu den Tätigkeitsfeldern in diesem sehr vielseitigen Beruf gehören. In vielen der erwähnten Berufe bietet das Theater oftmals sogar Ausbildungen an.
Vor Ort
Ein Theater bildet Veranstaltungs- und Bürokaufleute aus sowie Köche und Restaurantfachleute, Veranstaltungskaufleute sowie Fachkräfte für Veranstaltungstechnik aus. Auch eine Ausbildung im Bereich Veranstaltungstechnik ist möglich. Eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau bzw. zum Veranstaltungskaufmann dauert drei Jahre und findet meist im Verbund mit einem weiteren Betrieb statt. Sie beinhaltet auch ein außerbetriebliches Praktikum. Voraussetzungen für die Ausbildung ist mindestens ein Realschulabschluss mit guten Noten in Deutsch und Mathematik sowie das Interesse am Theater und an Kultur generell. Ganz wichtig: Wegen der besonderen Arbeitszeiten am Theater liegt das Mindestalter bei 18 Jahren. Bewerber sollten zudem Interesse an Kultur haben sowie Offenheit gegenüber Menschen und die Fähigkeit mitbringen, sich gut artikulieren zu können.
Ausbildungsplätze für »reine Bühnenjobs« sind im meist dünn gesät. Interessierte finden auf www.buehnenjobs.de weitere Informationen zu den einzelnen Berufsbildern. Die vielfältigen Berufe in einem Theaterbetrieb näher zu beleuchten würde den Rahmen dieses Ratgebers sprengen. Im Internet gibt es aber auf www.buehnenverein.de und www.medienwiki.org nähere Informationen zu den einzelnen Berufsbildern, deren Aufgaben und Voraussetzungen.
So lebendig das Geschehen oft auf der Bühne ist, so vielseitig ist es auch hinter den Kulissen. Daher dürfte eines sicher sein: Wer beim Theater arbeitet, hat viele Möglichkeiten, um sich zu entfalten.
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