Betriebsbesichtigungsvermittler – ein Ratgeber für Selbständigkeit

Viele größere Betriebe gewähren Besuchern auf Wunsch eine Besichtigung ihrer Produktionsanlagen. Das geschieht nicht zuletzt zum Zwecke der Werbung. Selbst wenn mal ein Freibier gewährt wird oder ein paar Stücke Gebäck, überwiegt der Reklameeffekt den kleinen Aufwendungen bei weitem.

Nun würden viele Menschen gerne eine solche Betriebsbesichtigung mitmachen, wenn sie wüssten wo und in welchen Unternehmen diese stattfinden und wie man es anstellt, sich einer offiziellen Besuchergruppe anzuschließen. Eins steht ja nun mal fest, wenn schon Besichtigungen möglich sind, dann aber nicht als Einzelperson, sondern nur in Gruppen.

Hier tritt nun der Betriebsbesichtigungsvermittler in Aktion. Zunächst einmal nimmt er mit solchen Unternehmen Kontakte auf, bei denen eine Betriebsbesichtigung interessant und möglichst kostenlos ist und die auch vielleicht lukullische oder andere Anreize gibt. Das kann eine Brauerei sein, eine Schokoladenfabrik, eine Großbäckerei, eine Seifenfabrik oder auch ein Verlag. Buchverlage, Zeitungsverlage, Edelsteinschleifereien, Brillenschleifereien und und …

Am besten erwirkt man für Gruppenführungen einen bestimmten Wochentag, den man reihum legen kann, d.h. man beginnt an einem Montag in einer Brauerei, geht am Dienstag in die Schokoladenfabrik und macht sich zum Mittwoch in Richtung Seifenfabrik auf. Donnerstag geht‘s dann in eine Büromöbelfabrik und am Freitag wäre vielleicht noch eine Schuhfabrik an der Reihe. In der darauffolgenden Woche beginnt entweder der gleiche Modus oder man bezieht weitere Firmen in seinen Besuchsplan mit ein.

Am besten ist es, wenn man dann nach und nach eine Liste zusammenstellt, die alle für einen Besuch aufgeschlossenen Betriebe auflistet. Hinzu kommen die Adressen, evtl. erforderliche Konditionen und was man zu sehen (oder zu schmecken) bekommt.

Haben Sie sich so vorbereitet, können Sie sich als Betriebsbesichtigungsorganisator mittels Inserat in der Tageszeitung, In Anzeigenblättern und auch im Internet anbieten. Zwecks Terminabsprache lassen Sie sich dann anrufen oder per Mail anschreiben und vereinbaren so, dass Sie höchstens Gruppen in der vorgeschriebenen Größe zusammenstellen. Gegen eine Gebühr von 5 bis 10 Euro pro Person bringen Sie die Interessenten an den Platz des Geschehens und treten dann zum vereinbarten Zeitpunkt mit ihnen in die geweihten Räume der angesagten Betriebe. Für in der Nähe liegende Unternehmen übernehmen Sie die Führung bis vors Tor, weiter entfernt liegende Betriebe werden Sie ggf. mit einem gemieteten Kleinbus anfahren müssen.

Die Fahrtkosten müssen dabei gesondert berücksichtigt werden.

Interessant können angebotene Betriebsbesichtigungen auch für Personen sein, die außerhalb einer Stadt wohnen und eigentlich nie so richtig Gelegenheit haben die besagten Örtlichkeiten kennenzulernen. Organisieren Sie einmal in der Woche eine richtige Stadtfahrt mit anschließender Besichtigung des Zeitungsverlages oder der durch Werbung bekannten Schokoladenfabrik und kassieren Sie von jedem durch die Teilnehmer aufgewendeten Euro 50 Cent, dann wird ein gutes Geschäft daraus.

Sie können sich aber auch an Klubs, Organisationen, Schulen, Altersheime, Berufsgruppen und Verbände wenden, die von Zeit zu Zeit auch eine solche Besichtigung ins Programm nehmen wollen.

Manche Betriebe haben auch Filme gedreht, auf denen die Produktionsabläufe schon im Ansatz gezeigt werden. Diese Filme können entweder ersatzweise für eine solche Besichtigung oder als Vorbereitung gezeigt werden. Dabei wird man mit dem Medium Fernsehen + aufgenommener DVD sicher die besten Erfolge haben. Schließlich stehen in einem jeden größeren Aufenthaltsraum meist entsprechende Wiedergabegeräte, so dass Sie auf diese Weise auch gleich für Ihre Dienstleistung werben können.

Apropos Schulen, Altenheime und öffentliche Einrichtungen. Wie wäre es mit einer Besichtigung des Amtsgerichts und genauer Erklärung der einzelnen Abläufe während einer Verhandlung? Wann ist eine Sitzung bzw. Verhandlung öffentlich, wann nicht? Wie kommt ein Urteil zustande und welche Funktionen haben Richter, Schöffen, Verteidiger, Staatsanwalt und Protokollführer? Was wird vor einem Amtsgericht, was vor einem Landgericht und was vor einem Oberlandesgericht oder gar Bundesgericht verhandelt? Wie verläuft ein Strafprozess und wie ein Zivilgerichtsverfahren?

Wie geht es unseren Kindern in der Schule? Sitzen sie noch in Reihen oder ringsum im Kreis? Wie sieht heute ein Lehrmittelraum, eine Aula, ein Musikzimmer und wie eine Turnhalle aus?

Was ist an einem Altenheim oder Pflegeheim interessant? Wie werden die Menschen versorgt, unterhalten und am Leben beteiligt? Das alles können Fragen sein, die viele Menschen interessieren. Es mag viele Möglichkeiten geben, sich im Internet und anderen Medien zu informieren, aber immer stellt sich die Frage, ist das Leben wirklich so? Wer hat die entsprechenden veröffentlichten Informationen erstellt? Stecken da evtl. gewisse beeinflussende Interessen hinter? Eine persönliche Information vor Ort ist immer noch etwas anderes mit einer besonderen Qualität.

Und man kann auch in die freie Natur gehen. Gar manches Gut ist zu besichtigen und auch so mancher Tierhaltungsbetrieb. Wo sind die Schafe, wenn sie nicht raus können? Wie funktionieren die automatischen, elektrisch betriebenen Melkmaschinen? Wann geben die Hühner die meisten Eier und wie funktionieren die verschiedenen neuartigen Land- und Verarbeitungsmaschinen. Auch ein Bauernhof ist ein „Betrieb“, den man besichtigen kann.

Beziehen Sie solche “Außenbetriebe“ ruhig einmal in Ihre Besichtigungstour mit ein. Besonders bei schönem Wetter im Sommer wird man sich gern auch einmal das in der Nähe befindliche Braunkohlenrevier, einen eventuellen Torfabbau oder die Verarbeitung in einer Ziegelei ansehen. Gibt es in der Nähe Weinbau? Warum machen Sie nicht eine Besichtigungstour mit im Preis inbegriffenem Traubenverzehr?

Vielleicht zieht es Ihre Kunden aber lieber zu einer Weinprobe in einen der vielen kühlen Keller? Auch hierzu sollte ein guter Betriebsbesichtiger seine Schäfchen leiten.

Legen Sie in den Fremdenverkehrsbüros in der Umgebung Ihre Werbezettel aus und machen Sie so den Gästen des Ortes kund, dass Sie sie als „Spezialführer“ zwar nicht unbedingt an die Sehenswürdigkeiten der Stadt führen können, dafür aber an die manchmal viel interessanteren hinter den Mauern der ortsansässigen Betriebe.

Manchmal können Sie auch Betriebsführung mit einem Zusatzverdienst verbinden. So etwa, wenn Sie Ihre Gäste in eine Glasfabrik hineingeleiten oder in eine Edelsteinschleiferei und für jedes durch „Ihre Leute“ gekaufte Stück noch einmal eine Provision bekommen. Das trifft auch für Weinkellereien, Produzenten von Geschenkartikeln, Malern und andere Künstler zu.

Bekannt machen Sie sich auch, wenn Sie Ihre Werbeprospekte in den Hotels, Pensionen und Gaststätten des Ortes auslegen. Stellen Sie am Bahnhof einen kleinen Prospektständer auf, am Flugplatz und an den Stationen von Bus und Straßenbahn. Natürlich vorher um Genehmigung fragen.

Es gibt praktisch nichts, was für einen Besucher der Stadt, zumal wenn er viel Zeit hat, nicht interessant wäre. Dabei muss es nicht immer Kino, Diskothek oder Theater sein. Wie wäre ein Besuch auf einer Auktion, vielleicht gar frühmorgens in einer nahen Markthalle? Nehmen Sie sich doch einfach einmal das Branchenbuch zur Hand und gehen Sie über die verschiedenen Betriebssparten. Angefangen von „Adressenverlagen“ mit ihren vielfältigen Verarbeitungsanlagen für Anschriftenmaterial‚ über „Baumschulen“, „Campingbedarfshersteller“ bis „Zuckerfabrik“ gibt es einige hundert Werke und Unternehmen, die man mit etwas Vorbereitung besichtigen kann und die sich darüber auch noch freuen.

Wichtig ist beim ersten Vorsprechen, dass Sie nicht gleich von Besuchervermittlung reden, sondern sich selbst als interessierter Führer einer Gruppe zu erkennen geben, die den Betrieb ganz gern einmal von innen sehen möchte. Haben Sie dann die erste Gruppe zusammen, einen Termin vereinbart und ist alles – auch zur Zufriedenheit des Unternehmens – gelaufen, können Sie weitere Führungen anbieten.

In den meisten Fällen wird der Betrieb zwar Fachleute zur Verfügung stellen, die den Betriebs- oder Produktionsablauf erklären und anschaulich vorführen. Später kann es jedoch nützlich sein, sofern es möglich ist, wenn Sie selbst sich für weitere Führungen bereit erklären. Das wird man nach einigen Malen sicher auch bewältigen können und dem Unternehmen geht für die Zeit keine Arbeitskraft verloren.

Achten Sie auch darauf, dass keine Maschinen berührt werden, Schutzvorschriften unbedingt beachtet werden und auch sonst alles ruhig über die Bühne geht, ja, dass auch nichts entwendet wird – es muss leider gesagt werden. Je besser alles klappt, desto lieber wird man Ihnen beim nächsten Besuch wieder die Führung anvertrauen, so dass Ihr Job auf längere Zeit gesichert ist.

 

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Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Rafael Brummeltal aus Norden in Niedersachsen.
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