Bluthochdruck kann schwere Folgekrankheiten, etwa Herzinfarkt und Schlaganfall, verursachen. Deshalb ist es wichtig, die Werte ausreichend zu senken. Viele Ärzte verordnen zu diesem Zweck Medikamente – doch längst nicht alle Patienten nehmen sie planmäßig ein. Wie dramatisch sich inkonsequentes Einnahmeverhalten auswirkt, belegt nun eine finnische Studie.
Bluthochdruck oft mit schweren Folgen
Bluthochdruck ist an sich noch keine Krankheit – aber ein führender Risikofaktor für Herzinfarkt, Schlaganfall und weitere Gefäßleiden. Denn dauerhaft erhöhter Druck schädigt die Wände der Arterien, die das Blut vom Herzen weg befördern. An den verletzten Stellen bilden sich wiederum vermehrt Ablagerungen (Arteriosklerose), die den Blutfluss behindern. Sind Gefäße blockiert, die Herz oder Hirn versorgen, führt das zum Herzinfarkt beziehungsweise Schlaganfall – zwei der wichtigsten Todesursachen in Deutschland. Zudem verursachen Schlaganfälle bei Überlebenden oft schwere Gehirnschäden und folglich ernste Behinderungen. Typische und oft bleibende Probleme: Sprech- und Sehstörungen, hängende Mundwinkel, Lähmungen von Gliedmaßen.
Schutzwirkung durch Medikamente
Um den Gefahren vorzubeugen, sollten Betroffene den erhöhten Blutdruck nicht unbehandelt lassen. Manchmal sinkt er allein durch Lebensstiländerungen wie Bewegung, gesunde Ernährung, Rauchverzicht und Stressabbau. Wenn das nicht reicht, verordnen Ärzte blutdrucksenkende Medikamente. Doch die Arzneimittel können ihre Schutzwirkung nur entfalten, wenn Patienten sie dauerhaft und zuverlässig einnehmen. Das klingt nach einer Binsenweisheit, wird aber nun eindrucksvoll durch eine finnische Beobachtungsstudie im „European Heart Journal“ bestätigt.
Studie untersucht Bedeutung der Therapietreue
Speziell untersuchten Dr. Kimmo Herttua und seine Kollegen von der Universität Helsinki, wie sich die regelmäßige beziehungsweise nicht regelmäßige Einnahme von Blutdrucksenkern auf das Schlaganfallrisiko auswirkt. Dazu werteten die Forscher finnische Gesundheitsregister aus, genauer: Sie filterten dort Personen heraus, die dauerhaft Medikamente gegen Bluthochdruck bekamen, aber noch keinen Schlaganfall, Herzinfarkt oder sonstigen Herz-Kreislauf-Vorfall erlitten hatten. Ferner überprüften die Wissenschaftler, wie häufig die Patienten ihre Rezepte für Blutdrucksenker in der Apotheke einlösten. Diese Information wird in Finnland gespeichert und gilt als gute Näherung für die sogenannte Therapietreue. Schließlich würde jemand, der seine Arzneimittel gar nicht oder zu selten einnimmt, wohl kaum regelmäßig Nachschub besorgen.
Wer seine Medikamente selten einnimmt, erhöht sein Schlaganfallrisiko
Insgesamt flossen in die Studie Daten von 73 527 Patienten mit Bluthochdruck ein. Davon wurden während des zwölfjährigen Beobachtungszeitraums 24 560 wegen eines Schlaganfalls im Krankenhaus behandelt. 2 144 kostete die Minderdurchblutung des Gehirns das Leben. Schon im zweiten Jahr nach Behandlungsbeginn starben die Patienten, die weniger als 80 Prozent ihrer Rezepte eingelöst hatten, fast viermal so häufig an einem Schlaganfall wie die Vergleichsgruppe. Zudem kamen sie fast dreimal so oft wegen Schlaganfall in die Klinik. Im fünften Jahr waren die Unterschiede zwischen den Gruppen ähnlich, im zehnten Jahr etwas geringer. Was die Studie auch zeigt: Je schlechter die Therapietreue der Patienten, desto höher ihr Schlaganfallrisiko. Diejenigen, die weniger als 30 Prozent ihrer Rezepte einlösten, hatten im selben Jahr ein achtfach erhöhtes Sterberisiko durch Schlaganfall.
Studie bekräftigt den Wert der planmäßigen Einnahme
Leider berücksichtigt die Studie weder Angaben zum Körpergewicht noch Hinweise, ob die Bluthochdruck-Patienten rauchten, viel Alkohol tranken oder sich sonst ungesund verhielten. Es lässt sich also nicht ausschließen, dass mangelnde Therapietreue mit einer Lebensweise einhergeht, die insgesamt Schlaganfälle fördert. Doch trotz dieser Unsicherheit gibt die Studie genug Grund für die Einschätzung: Es lohnt sich, Blutdrucksenker planmäßig einzunehmen.
Therapietreue auch in anderen Bereichen wichtig
Auch viele andere Medikamente erfordern eine regelmäßige Einnahme. Allerdings wird vermutet: Etwa 50 Prozent der Patienten halten sich nicht daran. Manche verweigern die Behandlung von vornherein, ohne das dem Arzt zu sagen, andere sind vergesslich, durch ihre verschiedenen Arzneimitteln überfordert oder finden die Therapie irgendwann überflüssig, weil sie sich gesund fühlen. All diesen Problemen kann ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis entgegenwirken, inklusive regelmäßiger Arzttermine. Auch Apotheker sind wichtige Ansprechpartner. Heilberufler sollten die verordneten Medikamente und deren Einnahme, Wirkungen und Nebenwirkungen genau erklären, Patienten aktiv nachfragen und Bedenken deutlich äußern – das stärkt die Therapietreue und letztlich den Behandlungserfolg.
Tipps:
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- Nehmen Sie Ihre Medikamente gemäß Packungsbeilage oder ärztlicher Anweisung ein. Fragen Sie wenn nötig beim Arzt oder Apotheker nach, was zu beachten ist. Medikamente gegen chronische Krankheiten, etwa Bluthochdruck, sind oft jahre- oder sogar lebenslang erforderlich.
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- Eine Pillenbox hilft dabei, die Medikamente regelmäßig und zur richtigen Zeit einzunehmen.
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- Setzen Sie die Medikamente nicht auf eigene Faust ab, falls unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Besprechen Sie solche Probleme stattdessen zeitnah mit dem Arzt. Vielleicht kann er das Medikament wechseln oder die Dosis verringern.
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- Lassen Sie Medikamente auch nicht eigenmächtig weg, weil Sie sich gut fühlen und meinen, Sie brauchen sie nicht mehr. Gerade chronische Krankheiten verlaufen oft lange schleichend – so dass Patienten die positiven Auswirkungen ihrer Medikamente nicht bemerken.
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- Unterstützen Sie die Behandlung mit nichtmedikamentösen Maßnahmen. Hilfreich bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck oder zum Schutz davor: Ernähren Sie sich gesund, bewegen Sie sich, trinken Sie möglichst wenig Alkohol, rauchen Sie nicht und versuchen Sie gegebenenfalls, Übergewicht zu verringern.
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- Der Arzt sollte den Erfolg der Therapie regelmäßig überprüfen, etwa den Blutdruck überwachen. Hilfreich sind auch Blutdruckmessgeräte für zuhause – nutzen Sie sie am besten täglich, dokumentieren Sie die Werte und bringen Sie sie zu den Arztterminen mit.
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