Jetzt entwickelt sich ein Markt für Fernbusreisen – und der erste Eindruck der Tester der Stiftung Warentest ist positiv. Doch welche Strecken gibt es und was kostet die Fahrt? Drei Karlsruher Studenten versuchen, Ordnung in das Fernbus-Chaos zu bringen. Sie betreiben das Portal www.busliniensuche.de. test.de hat Geschäftsführer Martin Rammensee zu seinem Suchdienst befragt.
test.de: Was ist busliniensuche.de?
Martin Rammensee: Die Busliniensuche ist in erster Linie eine Suchmaschine für Fernbusverbindungen. Unser Anspruch ist es, dem Fernbusreisenden einen objektiven und umfassenden Überblick über den Fernbusmarkt zu geben. Für eine bestimmte Strecke und ein konkretes Datum listen wir die verfügbaren Fahrten der einzelnen Anbieter auf. Auf einigen Strecken kann man mittlerweile schon zwischen drei bis vier Anbietern wählen. Zum Beispiel zwischen Stuttgart und München.
Welche Anbieter findet man denn auf Ihrer Seite?
Im Moment bilden wir circa 99 Prozent aller innerdeutschen Fernbusverbindungen ab. Bei den Verbindungen ins Ausland sind wir noch nicht ganz so weit, einfach weil es eine unglaubliche Anzahl an Anbietern gibt, die Linien nach Spanien, Serbien oder etwa Polen betreiben.
Worauf sollte man bei der Buchung besonders achten?
Zuallererst sollte man sich nach dem konkreten Ankunfts- und Abfahrtsort erkundigen. Es kann je nach Stadt auch mehrere Haltepunkte geben, beispielsweise in der Nähe vom Hauptbahnhof aber auch am Stadtrand. Die Anbieter unterscheiden sich auch in den Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen.
Kann man auf Busliniensuche.de auch buchen?
Für die Buchung wird man auf die Seite des Busunternehmens weitergeleitet. Meist erfolgt die Weiterleitung so, dass man bereits eingegebene Daten auf der Webseite des Anbieters nicht erneut eingeben muss. In den nächsten Wochen wird man jedoch für die ersten Unternehmen direkt bei uns buchen können. Hierbei wird es für alle über unsere Seite direkt buchbaren Verbindungen einheitliche Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen geben.
Was bringt die Zukunft?
Länder, in denen es schon seit langem Fernbusse gibt, zeigen, dass es zu einer Differenzierung zwischen den Anbietern kommen wird. Auf der einen Seite wird es Anbieter geben, deren Hauptargument der Preis ist, ähnlich wie bei den sogenannten Billig-Airlines. Dann jedoch auch solche, die sich über den Komfort – beispielsweise drei statt vier Sitze in jeder Reihe – oder mit einem besonderen Service von ihren Mitbewerbern abzuheben versuchen. Die Anzahl der Linien und damit die Möglichkeiten für den einzelnen Reisenden werden noch massiv zunehmen. In Deutschland gibt es ja 80 Großstädte mit über 100 000 Einwohner. Bis jede Stadt in Deutschland per Fernbus miteinander verbunden ist, dauert es also noch eine Weile.
Wo sehen Sie die Vorteile der Fernbusse gegenüber anderen Fernverkehrsmitteln?
Das kommt sehr stark auf die einzelne Verbindung an und noch mehr darauf, mit welchem Verkehrsmittel man den Fernbus vergleicht. Im Vergleich zum Zug ist der Hauptvorteil natürlich der Preis, aber auch der sichere Sitzplatz ohne Reservierung. Viele Busanbieter bieten zudem auch noch besondere Extras wie WLAN oder Steckdosen am Platz. Im Vergleich zum Auto liegt der Vorteil auf der Hand: Man muss nicht selbst fahren und spart Geld. Besonders geeignet ist der Fernbus für alle, denen der Zug auf einer bestimmten Verbindung entweder zu umständlich oder zu teuer ist oder die einfach ungern Autofahren oder gar kein Auto besitzen. Leider sind die Busverbindungen auf den meisten Strecken bisher nur schwach getaktet, sodass nur wenige Fernbusse pro Tag fahren. Das ist insbesondere schlecht, wenn man einen Bus verpasst. Hier hilft es nur, ausreichend Puffer einzuplanen. Im Vergleich zur Mitfahrgelegenheit hat man natürlich den Vorteil, sich in höherem Maße auf die Fahrt verlassen zu können. Auch weiß man genau, was einen erwartet, und die Nerven werden nicht durch schlechte Fahrkünste oder enge Platzverhältnisse strapaziert. Durch die freie Platzwahl im Fernbus kann man sich auch problemlos den Wunschsitznachbar aussuchen, beispielsweise für einen netten Plausch während der Fahrt.
Was müsste noch verbessert werden?
Ein großes Problem sehe ich in den unterschiedlichen Ausprägungen der Busunternehmen: Das fängt beispielsweise beim Komfort an, betrifft aber auch die Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen. Weiterhin sind die Preissysteme sehr unterschiedlich. Beispielsweise gibt es Busunternehmen, die Ihre Preise nach dem Buchungszeitpunkt und der Verfügbarkeit anpassen oder Personengruppen nach eigenen Kriterien klassifizieren: Alleine wie ein Kleinkind definiert wird, ist bei fast jedem Anbieter unterschiedlich und somit auch die Höhe des Rabatts. Auch hier möchten wir mit busliniensuche.de mehr Transparenz schaffen und den Vergleich der einzelnen Angebote erleichtern.
Können Fernbusse eine ernst zu nehmende Konkurrenz für die Deutsche Bahn werden?
In Deutschland werden bisher über 70 Prozent der Fahrten im Fernverkehr, das heißt alle Fahrten über 50 Kilometer, mit dem Auto zurückgelegt. Außerdem werden Fernbuslinien vor allem dort eingerichtet, wo die Zuganbindung nicht zufriedenstellend ist. Das heißt, der Hauptkonkurrent für den Fernbus ist nicht die Bahn, sondern das Auto. Und hier sind es insbesondere die Mitfahrgelegenheiten. Und das kann man schon heute sehen: Auf Strecken, auf denen traditionell sehr viele Mitfahrgelegenheiten unterwegs waren, werden diese seit der Fernbusliberalisierung deutlich weniger.
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