Die Top 3-Fragen
Moderator: Vor dem Chat hatten die Leser und Leserinnen bereits die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu bewerten. Hier die TOP 1 Frage aus dem Pre-Chat:
Radl-fan: Ich möchte mein Fahrrad fit für den Frühling machen und in die Fahrradwerkstatt bringen. Was gehört alles zu einer Inspektion dazu und was darf sie kosten?
Kolja Oppel: Vom Prinzip gehört zu einer Inspektion die Überprüfung der sicherheitsrelevanten Bauteile: Bremse, Beleuchtung, Antrieb, Sattel und Lenker. Die Kosten sind abhängig von der Region, in der sich die Werkstatt befindet. 40 bis 50 Euro pro Stunde (inkl. MwSt.) sind üblich. Wobei zu beachten ist, dass anfallende Austauschteile extra berechnet werden.
Christoph Herrmann: Oft gibt es Sonderangebote zum Frühling. Da ist der Preis oft ziemlich günstig. Sie sollten darauf achten, dass nicht mehr ausgetauscht wird als nötig, weil es dann doch teurer wird.
Moderator: … und hier die Top 2-Frage:
Wolfgang Grill: Ist die Vorschrift eindeutig, dass bei einem blauen Gebotsschild der Radweg von allen Radfahrern benutzt werden muss? Was ist, wenn er ihn nicht benutzt (Behinderung, Unfälle)?
Kolja Oppel: Ganz klar: Ein Radweg ist nur dann benutzungspflichtig, wenn das durch ein Schild angeordnet ist.
Christoph Herrmann: Grundsätzlich ja: Wo ein weißer Radler auf blauem Grund zu sehen ist, muss der Radweg benutzt werden. Allerdings nur, soweit er zumutbar ist. Wenn dort Schnee oder nasses Laub liegt, ein Falschparker drauf steht oder man erst eine hohe Kante überfahren muss, dann dürfen Radler weiter schön auf der Fahrbahn bleiben. Wenn man ihn nicht benutzt, gibt es ein Bußgeld. Das ist gerade frisch erhöht worden. Es liegt bei 20 Euro und kann auch höher ausfallen, wenn jemand behindert oder gefährdet wird. Polizisten müssen allerdings kein Bußgeld verhängen, sie können es auch bei einer Ermahnung belassen.
Bei der Haftung ist noch zu beachten, dass, wenn tatsächlich auf der Fahrbahn ein Unfall geschieht, dort wo der Radfahrer nicht hätte fahren dürfen, dieser in der Regel zumindest eine Mitschuld bekommt.
Moderator: … und die Top 3-Frage:
Radlerin: Immer wieder gibt es günstige Angebote bei Discountern, bei denen man Fahrradkleidung, Zubehör und sogar Helme kaufen kann. Wie sehen Sie diese Angebote? Halten sie qualitativ mit Produkten aus einem Fahrradladen o.Ä. mit?
Kolja Oppel: Aus unserem Helmtest vom letzten Jahr wissen wir, dass auch „billige Helme“ einen guten Schutz bieten. Fahrradbekleidung haben wir bisher noch nicht getestet, deshalb können wir hierzu keine stichfeste Aussage treffen. Bei Fahrrädern muss man sagen, dass es nicht immer einen Zusammenhang zwischen Preis und Qualität gibt. Insbesondere sind Sicherheitsmängel bei teuren Fahrrädern schon mal zu finden.
Christoph Herrmann: Bei Komfort und Fahreigenschaften sind gut ausgestattete Fahrräder schon meistens im Vorteil.
Moderator: Hier eine aktuelle Frage:
Bewusster.Verbraucher: Nach einer Kollision mit einer anderen Radfahrerin stellte die Werkstatt an meinem Fahrrad einen irreparabel verzogenen Rahmen fest. Sollte ich dem Urteil trauen bzw. wo bekomme ich eine Zweitmeinung?
Colja Oppel: Bei Zweifeln gilt, sich eine zweite Meinung einzuholen. Dies kann bei einer anderen Fahrradwerkstatt geschehen oder auch bei speziellen Fahrrad-Sachverständigen, die allerdings teuer sind.
Fahrräder mit Elektromotor (E-Bikes, Pedelecs)
Moderator: … und noch eine aktuelle Frage:
Rosch1105: Wir planen die Anschaffung von E-Bikes. Auf welche Dinge muss ich vordringlich achten? Ich will meine Frage bzgl. E-Bikes spezifizieren. Merkmale: Position des Motors, Spannung der Batterie, Kapazität, …? Gibt es Empfehlungen von den Experten?
Kolja Oppel: Zu vielen Punkten äußern wir uns in unserem Testbericht zu Pedelecs von 2011 (siehe auch: www.test.de/thema/elektrofahrraeder). Technische Daten für sich erlauben keinen Rückschluss darauf, ob das Rad gut fährt oder nicht. Natürlich muss man sich Gedanken machen, für welche Zwecke man das Pedelec nutzen möchte, denn davon hängt beispielsweise die benötigte Akku-Reichweite ab.
Ernie: Welche Versicherungen machen Sinn für ein E-Bike? Gibt es überhaupt preiswerte Versicherungen?
Christoph Herrmann:
Versicherungen für schnelle E-Bikes sind Pflicht, die haben wir 2011 getestet. Ansonsten gilt das, was für normale Fahrräder auch gilt: Privathaftpflicht ist nötig, Hausrat oder Diebstahl nach Geschmack.
Wie finde ich das richtige Fahrrad für mich?
BerndG: Ich würde mir gern ein neues Rad für dieses Jahr zulegen. Allerdings weiß ich nicht so recht, welcher Typ für mich passt. Trekking, Citybike, Cross- oder Mountainbike. Könnten Sie mir sagen, welcher Typ für welche Aktivitäten geeignet ist?
Christoph Herrmann: Das lässt sich so schlecht beantworten, die Einsatzbereiche überschneiden sich durchaus. Recht umfangreiche Informationen dazu finden Sie in unserem Fahrrad-Special oder in unserem Fahrrad-Buch.
Leu: Herrensättel: Neuere Sättel sind in der Mitte vertieft, um den Dammbereich vor Stößen und Druck zu schützen. Wie finde ich den richtigen Sattel, wenn im Geschäft die Sättel alle verpackt sind? Ich kann doch nicht alle öffnen lassen und ausprobieren? Kauf im Internethandel und Zurücksenden? Das ist wirklich verzwickt.
Christoph Herrmann: Richtig ist auf jeden Fall: gründlich ausprobieren! Ob das ein Fachhändler vor Ort ermöglicht oder Sie das über Online-Handel und Rücksenderecht machen, ist eigentlich egal. Vorneweg eine Prognose abzugeben, ob Sie sich auf einem Sattel wohlfühlen oder nicht, ist nicht möglich und lässt sich kaum vorhersagen.
320Er: Ketten- oder Nabenschaltung? Was sind die Vor- und Nachteile?
Christoph Herrmann: Kettenschaltungen bieten mehr Gänge und feinere Abstufungen. Sie sind etwas effizienter. Nabenschaltungen sind pflegeleichter und wartungsfreundlicher. Bei Kettenschaltungen sind ziemlich oft neue Ketten und Ritzel nötig – und das kostet.
Diebstahlsschutz und Fahrradversicherung
D2: Können Sie bitte ein paar Fahrradschlösser empfehlen, mit denen man sein Bike ruhig mal nachts in der Stadt stehen lassen kann?
Kolja Oppel: Vorweg: Ein 100 Prozent sicheres Fahrradschloss gibt es nicht. Welche Schlösser wir besten Gewissens empfehlen können, finden Sie in unserem Fahrradschloss-Test aus dem April-Heft. Grundsätzlich gilt: Bügel- und Faltschlösser sind sicherer als Kabelschlösser.
Moderator: … und eine aktuelle Frage:
serdanovic the serdan: Wie kann man am besten ein gebrauchtes Rad gegen Diebstahl versichern? Geht das überhaupt, wenn ich es von einer Privatperson gekauft habe und daher keinen Beweis habe, dass es mir gehört?
Christoph Herrmann: Sinnvoll ist es schon, auch bei gebrauchten Rädern schriftlich einen Kaufvertrag zu schließen. Sie müssen allerdings nicht nachweisen, dass Ihnen das Rad gehört; versichern können Sie es unabhängig davon. Wenn es wegkommt oder beschädigt wird, müssen Sie den Wert oder die Höhe des Schadens anders nachweisen, zum Beispiel durch Zeugen oder einen Kostenvoranschlag von der Werkstatt. Bei gebrauchten Rädern lohnt sich eine spezielle Fahrradversicherung meist nicht, das geht oft erst bei Fahrrädern ab 500 Euro. In mancher Hausratversicherung ist das gebrauchte Fahrrad genauso mitversichert wie ein neues.
Moderator: … und eine aktuelle Frage:
Fghu: Wenn ich mein Fahrrad im hauseigenen Keller abstelle (unangeschlossen aber im eigenen Kellerabteil mit Schloss), wirkt dann die Hausratsversicherung im Falle eines Diebstahls?
Christoph Herrmann: Wenn es eine Hausratversicherung ist, bei der das Fahrrad mit inbegriffen ist und wenn der Keller tatsächlich verschlossen war, dann ja. Achten Sie darauf, dass die Versicherungssumme hoch genug ist und schauen Sie, was genau in Ihrem Versicherungsvertrag steht. Diese sind höchst unterschiedlich.
Immerradeln: Wie muss die Formulierung in der Hausratversicherung lauten, damit mein Rad auch nachts draußen vor meiner eigenen Haustür gegen Diebstahl versichert ist?
Christoph Herrmann: Sie muss klar und unmissverständlich sein, Schlagworte oder bestimmte Begriffe allein reichen nicht. Das Deutsch in Versicherungsverträgen ist mittlerweile erheblich besser verständlich als noch vor einigen Jahren.
Rechtliche Fragen
BobK: Wenn ein Fahrradfahrer in einen Verkehrsunfall mit einem PKW verwickelt ist, bei dem er eindeutig die Schuld hat. (z.B. über rote Ampel gefahren, Vorfahrt nicht beachtet oder blindlings eine Kreuzung gequert). Trägt der beteiligte Autofahrer wirklich immer eine Teilschuld?
Christoph Herrmann: Nein, selbstverständlich nicht. Allerdings ist es tatsächlich oft so, dass nicht nur der Fahrradfahrer, sondern auch der Autofahrer Schuld hat, weil er zum Beispiel nicht genau genug geschaut hat, obwohl er mit einem Fahrradfahrer hätte rechnen müssen. In solchen Fällen bekommt er eine Mitschuld, auch wenn hauptsächlich der Fahrradfahrer verantwortlich ist.
Radfrau: Darf ich meine Kinder (4 und 7) auf dem Gehweg mit meinem Rad begleiten um die Aufsichtspflicht zu gewährleisten?
Christoph Herrmann: Eigentlich nicht – ich habe aber noch nie gehört, dass in dem Fall ein Polizist oder das Ordnungsamt eingeschritten wären.
Binchen61: Ich sehe immer wieder Radfahrer mit Ohrhörern und MP3 o.ä. Ist das eigentlich erlaubt?
Christoph Herrmann: Ja, das ist erlaubt. Allerdings darf die Musik nicht so laut sein, dass man vom Verkehr nichts mehr hört.
Rechtliches zur Lichtanlage
Moderator: … und eine aktuelle Frage:
Bayer: Darf man ein Fahrrad ohne Beleuchtung bei Tageslicht auf öffentlichen Straßen fahren?
Christoph Herrmann: Nein. Bei Rennrädern muss das Licht zwar nicht am Rad sein, aber in der Trikottasche stecken.
Kolja Oppel: Alle anderen Fahrräder müssen stets mit Dynamo-Beleuchtung ausgestattet sein.
Karleob: Neuere Lichtanlagen an Fahrrädern haben oft 40 Lux und mehr. Von diesen können entgegenkommende Fahrradfahrer stark geblendet werden. Wird dies vom Gesetz so toleriert oder müssen diese Lichtanlagen Abblendmöglichkeiten haben?
Kolja Oppel: Alle zugelassenen Fahrradscheinwerfer sind so konstruiert, dass sie den Gegenverkehr nicht blenden. Voraussetzung ist, dass sie korrekt eingestellt sind.
Christoph Herrmann: Den Gegenverkehr zu blenden, ist selbstverständlich verboten und außerdem gefährlich.
Mit dem Fahrrad unterwegs
Torben Frank: Wieso erst im Frühling das Fahrrad fit machen? Im Winter muss die Kette regelmäßig gepflegt werden und die aggressive Salzlauge von der Straße sollte eigentlich auch entfernt werden, oder habe ich etwas falsch in Erinnerung?
Christoph Herrmann: Völlig richtig.
Salsoli: Grüß Gott, ich bekomme beim Radfahren nach ca. 20–30 Minuten Knieschmerzen. Ich habe schon verschiedene Einstellungen an verschiedenen Rädern ausprobiert. Kann es sein dass ich etwas falsch mache? Wie muss ein Rad optimal eingestellt sein bzw. wie finde ich die richtige Einstellung?
Christoph Herrmann: Tipps zur Einstellung geben wir in unserem Fahrradbuch und im Special. Fahrradfahren belastet die Knie eigentlich viel weniger als Laufen – wenn Sie trotzdem Schmerzen bekommen, sollten Sie einen Arzt oder Ergonomie-Experten fragen.
A-1131907: Stromversorgung: Handy und Navi gehören heute wie selbstverständlich zum Radwandern dazu. Wie kann ich, außer mit Akkus, eine sinnvolle Stromversorgung auf dem Rad sicherstellen?
Kolja Oppel: Mittlerweile gibt es ein Ladegerät, was man am Nabendynamo anschließen kann. Dort kann man dann seine Handys und Navis per USB verbinden und während der Fahrt laden.
Moderator: Die Chat-Zeit ist auch schon fast um: Wollen Sie noch ein kurzes Schlusswort an die User richten?
Christoph Herrmann: Ich wünsche gute Fahrt!
Kolja Oppel: Ich wünsche denen einen guten Start in die Fahrradsaison, für die sie noch nicht begonnen hat.
Moderator: Das waren 60 Minuten test.de-Expertenchat. Vielen Dank an die User für die vielen Fragen, die wir aus Zeitgründen leider nicht alle beantworten konnten. Vielen Dank auch an Kolja Oppel und Christoph Herrmann.
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