Darmkrebs ist die zweithäufigste Tumorerkrankung in Deutschland. Etwa 63.000 Menschen erkranken pro Jahr, 26.000 sterben jährlich daran. Niemand lässt sich gerne den Darm spiegeln oder den Stuhl untersuchen, aber eine rechtzeitige Früherkennung kann vor Krebs schützen. Das bestätigen zwei neuere Langzeitbeobachtungen.
Darmpolypen rechtzeitig erkennen
Die meisten Betroffenen sind weit über 60 Jahre, wenn der Dickdarmkrebs gefunden wird. Da dieser Tumor langsam wächst, ist eine regelmäßige Früherkennungsuntersuchung ab 50 Jahren sinnvoll. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Mit einer Darmspiegelung können Ärzte sogenannte Darmpolypen – Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die sich möglicherweise zu Krebs weiterentwickeln könnten – rechtzeitig erkennen und entfernen. Bei einem Stuhltest kann das Blut im Stuhl einen Hinweis über mögliche Polypen geben. Bei positivem Befund folgt in der Regel eine Darmspiegelung.
Langzeitbeleg: Darmspiegelung senkt Risiko
Bei der Darmspiegelung wird der Dickdarm mithilfe eines speziellen Endoskops untersucht. Werden Polypen entdeckt, können diese bereits während der Darmspiegelung entfernt werden. Die Ergebnisse einer aktuellen Langzeitbeobachtung der Universität Pennsylvania belegen jetzt, dass eine Spiegelung das Risiko, an Darmkrebs zu sterben in den folgenden zehn Jahren deutlich vermindert: Eine große Darmspiegelung, bei welcher der gesamte Dickdarm untersucht wird, senkt das Risiko, an Darmkrebs zu sterben, um knapp 70 Prozent. Eine Spiegelung ist die zuverlässigste Methode, um Darmkrebs zu erkennen. Sie birgt aber auch Risiken. In sehr seltenen Fällen können Komplikationen wie Verletzungen der Darmwand oder Darmdurchbrüche auftreten.
Auch der enzymatische Stuhltest beugt vor
Bei einigen Menschen ist der Darm zu eng, andere haben Angst vor einer Darmspiegelung. Sie können sich einem sogenannten Guajak-Test unterziehen. Mittels eines enzymatischen Verfahrens wird überprüft, ob sich Blut im Stuhl befindet. Wird Blut im Stuhl gefunden, ist das möglicherweise ein Hinweis darauf, dass im Darm ein blutender Tumor oder ein größerer Polyp heranwächst. Eine neue Langzeitstudie der Universität Minnesota scheint jetzt die Wirkung des Tests in seiner Langzeitwirkung zu bestätigen. Bereits im Jahr 1993 wiesen die Forscher in einer Studie mit 64 500 Freiwilligen nach: Bei Patienten, die über einen längeren Zeitraum jährlich einen Bluttest gemacht haben, ist nach elf Jahren das Risiko an Darmkrebs zu sterben um ein Drittel gesunken. Die Langzeitbeobachtung von 2013 zeigt, dass dieser Effekt auch nach 30 Jahren anhält. Wer damals einmal jährlich getestet wurde, hat auch heute noch ein um 32 Prozent niedrigeres Risiko am Darmkrebs zu sterben. Allerdings ist unsicher, wie oft sich die Studienteilnehmer in diesem Zeitraum testen ließen.
Tierblut kann Fehlalarm auslösen
Der Stuhltest selbst ist unkompliziert. Anwender tragen dreimal eine erbsengroße Portion Stuhl mit einem Spatel auf ein kleines Briefchen auf. Im Labor werden die Proben dann auf unsichtbare Blutspuren, die womöglich von frühen Tumoren stammen, untersucht. Vor dem enzymatischen Test muss man auf gewisse Medikamente und Lebensmittel verzichten, da beispielsweise tierisches Blut Fehlalarm auslösen kann. Findet das Labor Blut im Stuhl, folgt eine Darmspiegelung.
Alternative: Immunologischer Stuhltest
Eine Alternative zum enzymatischen Verfahren sind seit einigen Jahren immunologische Stuhltests, bei denen der rote Blutfarbstoff Hämoglobin im Stuhl über Antikörper nachgewiesen werden kann. Bisher lösen immunologische Tests häufig Fehlalarm aus – sie zeigen ein positives Ergebnis an, wo gar keine Krebsvorstufen vorhanden sind, weil immunologische Tests sensibler auf Blut reagieren. Blut im Stuhl muss nämlich nicht auf Darmkrebs hinweisen, es kann auch andere Ursachen haben: zum Beispiel Blut aus einem Magengeschwür, Hämorrhoiden oder der Regelblutung.
Guajak-Test spürt seltener Krebsfälle auf
In einer aktuellen Studie des deutschen Krebsforschungszentrums wurde der Wert, ab dem der Test Blut im Stuhl anzeigt, so angepasst, dass Blut im Stuhl genauso häufig gefunden wurde wie beim enzymatischen Verfahren. Nachdem die Bedingungen der beiden Testverfahren angeglichen worden waren, zeigte sich, dass immunologische Tests etwa genauso häufig sogenannte „falsch positive“ Diagnosen erzeugen wie herkömmliche enzymatische Verfahren. Dieses Ergebnis ist aber mit Vorsicht zu genießen, weil die Patienten nicht auf die Lebensmittel verzichten mussten, die beim enzymatischen Verfahren Fehlalarm auslösen. Erstaunlich ist aber folgendes Ergebnis: Immunologische Tests können etwa doppelt so häufig Krebsfälle und Krebsvorstufen aufspüren wie der enzymatische Guajak-Test.
Nicht alle Krankenkassen übernehmen die Kosten
Noch können Patienten nicht von diesen positiven Ergebnissen profitieren, da die handelsüblichen Tests mit den bisherigen Schwellenwerten arbeiten. Krankenkassen übernehmen die Kosten, von etwa 31 Euro inklusive Beratung, auch nicht regelhaft. Einige Betriebskrankenkassen haben ein Aktionsbündnis gegen Darmkrebs gegründet und sich verpflichtet, auch den immunologischen Test zu bezahlen.
Tipp: Fragen Sie bei ihrer Krankenkasse nach, ob die Kosten übernommen werden.
Was die Kasse zahlt
Den Guajak-Test und die Darmspiegelung bezahlen die Krankenkassen: Seit 2002 dürfen alle Versicherten ab 55 zwei Darmspiegelungen im Abstand von zehn Jahren vornehmen lassen. Wenn Verwandte Darmkrebs oder auffällige Polypen haben, sollte man sich auch schon früher untersuchen lassen – etwa zehn Jahre vor dem Diagnosealter der Angehörigen. Alternativ bezahlt die Krankenkasse allen Versicherten im Alter von 50 bis 54 Jahren einen jährlichen Guajak-Test. Ab 55 Jahren übernimmt sie nur noch alle zwei Jahre die Kosten.
Früherkennung senkt die Darmkrebssterblichkeit
Darmkrebs sollte man nicht unterschätzen. Er ist die zweithäufigste Tumorerkrankung hinter Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern. Etwa 63 000 Menschen erkranken pro Jahr, etwa 26 000 sterben jährlich daran. Die aktuelle Studienlage belegt eindrücklich, dass die Früherkennung die Darmkrebssterblichkeit senkt. Nach Einschätzung der Stiftung Warentest, die in test 1/2013 die damalige Studienlage überprüft hat, sind sowohl der Stuhltest als auch die Darmspiegelung sinnvoll. Wer sich für die Vorsorge entscheidet, erfährt in dem Beitrag auch, wie man sich auf eine Darmspiegelung vorbereiten muss und wie sie abläuft.
Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Günther Gosch aus Dresden in Sachsen.
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