Natürlich muss man keine Sommelierausbildung haben, um beurteilen zu können, ob ein Wein den persönlichen Geschmack trifft oder ob er bekömmlich ist. Um die Sprache des Weines verstehen zu lernen, ist es jedoch hilfreich, ein paar Dinge beachten. So versteht man am besten die Geschichten der Weine, die sich uns durch unser Auge, unsere Nase und unseren Mund eröffnen.
Auge: Durch das Halten des Glases vor einen weißen Hintergrund, können Farbe, Reinheit und Klarheit des Weines geprüft werden. Kleine Bläschen weisen auf das Vorhandensein von Kohlensäure hin. Ein Blick auf den oberen Rand des Weines im Glas gibt Auskunft über die Reife des Weines. Eine Randbreite von etwa 2 mm lässt auf einen reiferen Wein schließen, ein schmälerer Rand auf jüngeren Wein. Auch die Farbabstufung ist ein wichtiger Indikator: ein hellerer Rand verweist auf einen jüngeren, ein bräunlicher Rand auf älteren Wein. Beim Schwenken des Weines zeigt sich die Viskosität. Die Bildung von Bögen (Kirchenfenstern) sagt wenig über die Qualität als viel mehr über den Gehalt von Zucker und Alkohol aus.
Nase: Das Weinglas sollte zu einem Drittel eingeschenkt, der Wein zunächst nicht geschwenkt werden. Beim ersten Hineinriechen kommen die flüchtigen Fruchtaromen zum Tragen. Es tauchen auch möglicherweise sehr irritierende Gerüche auf, die sich jedoch nach einiger Zeit auch wieder verflüchtige können. Durch das Schwenken des Weines im Glas werden tiefere Aromen geweckt, deren Geruch zahlreiche Assoziationen an Früchte, Pflanzen, andere Naturdüfte oder chemische Noten wecken. Dieser Vorgang sollte mehrmals wiederholt werden, da sich Aromen durch den Sauerstoff (Oxidation) verändern können.
Mund: Beim ersten Kosten des Weines wird ein kleiner Schluck genommen, der zunächst auf der Zunge liegen gelassen und dann langsam bewegt wird. So können die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig (mineralisch) und bitter auf unterschiedlichen Punkten auf der Zunge erspürt werden. Beim Schlucken des Weines kommt es zur Beurteilung, wie lange er auf der Zunge bis in den Gaumen hinein zu schmecken ist, der so genannte Abgang. Über den Riechkolben im oberen Gaumen werden die Aromen des Weines wahrgenommen. Wer sehr viele Weine probieren will oder den Alkohol nicht verträgt, kann eine sehr kleine Menge schlucken und den Rest ausspucken. Bei tanninreichen Weinen wird beim zweiten Schluck die Zunge gegen den Gaumen gepresst. Je härter oder „radiergummiartiger“ der Eindruck ist, desto unreifer sind die Gerbstoffe. Durch die Zugabe von Luft (leichtes Schlürfen) können die Tannine (= Gerbstoffe) etwas zugänglicher gemacht werden.
Wein, über Stunden immer wieder gekostet, kann uns so mit seinen vielen Geschichten immer wieder einen unterhaltsamen und kurzweiligen Abend bescheren.
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