Fehlerquellen bei Geschwindigkeitsmessungen mit Koaxialkabel (Starenkasten)

Messtechnik (Einsatz): Koaxialkabel (stationäre ‚Starenkästen‘)

mögliche (typische) Fehlerquellen: Folge:
Eichung abgelaufen falsche Messwerte
Kabelschleifen nicht geprüft falsche Messwerte
Testmessungen versäumt falsche Messwertanzeige
Annullierungsrate zu hoch Messanlage defekt
unrealistische Geschwindigkeitsanzeigen Messanlage defekt
Kabelabstand verringert falsche Messwerte
Abnutzung der Kabelschleifen falsche Messwerte
Druckwellen bei Bremsen oder Lkw falsche Messwerte
Gegenstände auf Messschleifen falsche Messwerte

Zugelassene Messanlagen (typisch): Truvelo M4², Traffipax Traffiphot S (Robot), V-Controll II (AD Elektronik)

Koaxialkabelmessungen: Piezokabel-Messgeräte werden oft als ‚Starenkästen‘ bezeichnet, da das am Straßenrand auf einem Mast montierte Gehäuse, das den Messrechner und die Fotoanlage beherbergt, einem Vogelhäuschen ähnelt. Die Messdaten werden dabei aus Piezosensorkabeln gewonnen. Diese Kabelschleifen sind in der Fahrbahn eingelassen. Je nach Geräteart werden sie als Doppelschleifen oder drei einzelne Kabel im gleichen Abstand hintereinander angeordnet. Das Messprinzip stützt sich auf die unter Fahrzeuggewicht entstandene Veränderung der elektrischen Spannung bei Piezokabeln. Überfährt ein Fahrzeug diese Koaxialkabel, so registrieren die Sensoren den genauen Zeitpunkt der Druckeinwirkung und leiten diese Information an den Rechner weiter. Unabhängig voneinander arbeitende Quarzuhren ermitteln die jeweiligen Durchfahrtszeiten zwischen den Koaxialkabeln, deren Abstand geeicht ist und somit feststeht. Der Rechner ermittelt die Geschwindigkeit nach der Formel: Geschwindigkeit = Weg/Durchfahrtszeit.

Messarten: Mit Koaxialkabel-Messanlagen werden nur die Fahrstreifen überwacht, auf denen Messschleifen verlegt sind. Die Registrierung erfolgt als Frontfoto. Die Fahrtrichtung kann bei Bedarf, wenn beide Fahrtrichtungen überwacht werden, automatisch erkannt werden.

Messablauf: Bei jeder Messung werden mindestens 2 Kontrollwerte an 2 Kabelschleifen gebildet. Sie werden geräteintern von der Auswertesoftware auf Übereinstimmung geprüft. Sind sie bis auf die zulässige Toleranz gleich, so wird die Fotoanlage aktiviert und die Geschwindigkeit auf das Registrierfoto eingeblendet. Die gemessene Fahrtrichtung, vorausgesetzt die Anlage ist für beide Fahrtrichtungen ausgelegt, wird auf dem Datenfeld des Fotos durch Symbole neben der Geschwindigkeit angezeigt.

Toleranzen: Von der gemessenen Geschwindigkeit werden 3 km/h bis 100 km/h und 3% über 100 km/h abgezogen. Messabweichungen, die aufgrund besonderer Umstände festgestellt werden, sollen gesondert berücksichtigt werden.

Eichung: Das Messgerät muss eine gültige Eichung haben. Die Eichfrist kann dem Eichschein entnommen werden. Bei ungeeichten Messanlagen kann die Messsicherheit nicht garantiert werden. Anhand der Lebensakte des Gerätes kann geprüft werden, ob und gegebenenfalls wann Reparaturen am Gerät vorgenommen wurden.

Prüfung der Kabelschleifen: Die Koaxialkabel-Schleifen müssen gesondert, in der Regel alle 6 Monate, geprüft werden. Ohne gültige Prüfung, die gesondert bescheinigt wird, kann eine einwandfreie Funktion oder vorschriftgemäßer Schleifenabstand nicht garantiert werden.

Testmessungen: Vor Messbeginn muss ein Kalibriertest durchgeführt werden, der fotografisch registriert wird. Dadurch werden unter anderem die korrekte Übertragung und Einblendung der Daten auf den Negativfilm überprüft, die sonst nicht garantiert werden könnten.

Annullierungsrate: Messungen, bei denen der Abgleich der Kontrollmesswerte negativ ausgefallen ist, werden geräteintern annulliert. Bei Anlagen dieses Typs darf nur ein bestimmter Anteil alter Messungen annulliert werden, die Annullierungsrate wird am Ende des Negativfilmes eingeblendet. Liegt dieser Anteil über 20%, so müsste erst die Ursache dafür gefunden werden, um mögliche Messfehler bei den registrierten Fahrzeugen auszuschließen. Die Anlage sollte in diesem Fall auf mögliche Defekte überprüft werden.

Unrealistische Tempoanzeigen: Geschwindigkeitsmesswerte, die bauartbedingt von den Fahrzeugen gar nicht erreicht werden können, sind ein wichtiger Hinweis, dass die Messanlage defekt sein kann und daher überprüft werden sollte.

Kabelabstand, Abnutzung der Kabelschleifen: Aufgrund hoher Temperaturen, schwerer Achslasten oder Bremswirkung der Fahrzeuge kann sich mit der Zeit der Abstand der Messschleifen verkürzen. Dadurch werden zu hohe Messwerte gemessen werden. Durch die natürliche Abnutzung der piezoelektrischen Schleifen können bei der Signalübertragung vom Kabel an die Recheneinheit relevante Störungen entstehen, die eine Messung zu Ungunsten der Betroffenen beeinflussen könnten. Daher ist es erforderlich, in regelmäßigen Abständen die Schleifen zu überprüfen, was gesondert bescheinigt wird.

Druckwellen, Gegenstände auf Messschleifen: Durch die Bremseinwirkung schwerer Fahrzeuge, begünstigt z. B. durch hohe Temperaturen, können sogenannte Druckwellen in der Asphaltdecke entstehen, die eine verfrühte Messauslösung verursachen könnten. Auch flache Gegenstände, wie etwa ein Brett, könnten die Achslasten der Fahrzeuge verfrüht auf die Messschleifen übertragen. Dies hätte zur Folge, dass das Tempo zu hoch errechnet wird. Da aber an mindestens 2 Schleifen gemessen wird, können die meisten dieser Messfehler von der Messanlage automatisch erkannt und solche Messungen annulliert werden.

Allgemeines: Durch die fotometrische Auswertung der vorhandenen Registrierfotos kann ein Sachverständiger u. a. die Fotoposition des betroffenen Fahrzeugs mit den Positionen anderer, annähernd gleich schnell fahrender Fahrzeuge vergleichen und somit feststellen, ob ein Messfehler vorliegen kann.

 

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Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Ernst Koschner aus Bochum in Nordrhein-Westfalen (NW / NRW).
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