Das Oberhaupt der katholischen Kirche ist der Papst. Für die Katholiken ist er der Nachfolger von Petrus.
Der Papst wird nach dem Tod oder dem Rücktritt des vorangegangenen Papstes aus dem Kreis der Bischöfe aus der ganzen Welt von diesen gewählt. Der Papst ist und war also immer männlich. Oder? In den Überlieferungen ist immer wieder mal von einer Päpstin Johanna die Rede. Gab es auch mal eine Päpstin?
Antwort: Nein, aber die Legende hat einen wahren Kern. Es gibt seit dem späten 11. Jahrhundert vereinzelte Berichte über eine Frau namens Johanna, Jutta, Glancia, Agnes oder Gilberta, die im 9. Jahrhundert als Mann verkleidet zum Papst aufstieg. Die bekannte Ausformung (Frau folgt Geliebtem verkleidet ins Kloster, steigt in der Hierarchie 855 bis schließlich zum Papst auf, gebärt während Prozession Kind, stirbt bei Geburt 857) erscheint erstmals bei Martin von Troppau 1277, also im Todesjahr Johannes XXI. Die Schmählegende entstand im Zusammenhang mit dem Investiturstreit und wurde durch einen Zählfehler bei der Namenswahl des verstorbenen Papstes befeuert (Johannes XXI. ist eigentlich Johannes XX.), hier mag sicher auch die Erinnerung an die „Pornokratie“ der skrupellosen Senatrix Marozia (gestorben vor 936) eingeflossen sein, die im späten 9. Jahrhundert zur römischen Herrscherin aufstieg: angeblich aus ihrem Ehebruch mit Papst Sergius III. ging ihr Sohn, der spätere Papst Johannes X. hervor. Besondere Verbreitung erlangte die Mär von der Päpstin während der Reformation. In den vatikanischen Quellen des 9. Jahrhunderts (besonders „über pontificalis“) und zeitgenössischen Chroniken fehlen jedoch alle Hinweise auf die von Martin von Troppau berichteten Geschehnisse, so dass die Ereignisse wohl stark ausgeschmückt wurden und als reine Propaganda anzusehen sind.
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