Die Impfempfehlung für Grippeschutz bei Senioren ist in die Kritik geraten. Experten raten aber dennoch zur Impfung bei jedem ab 60.
Die Kritiker sagen, dass gerade bei Älteren die Impfwirkung zu wünschen übrig lässt. Warum gibt die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut (RKI) dennoch eine klare Empfehlung für die Grippeimpfung?
Selbst ein schwächerer Impfschutz ist besser als gar keiner. Immerhin halbieren Senioren in etwa das persönliche Risiko, an einer Grippe zu erkranken. Bei ihnen kann eine Influenza schwerer verlaufen oder länger anhalten als bei jüngeren, fitten Erwachsenen. Außerdem gibt es häufiger lebensbedrohliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder sogar Todesfälle. Deshalb rät das Institut zur jährlichen Immunisierung. Da die Wirkung der Impfung nicht optimal ist, kann man trotzdem erkranken, aber dann ist der Verlauf aber oft milder.
Wieso reagieren ältere Menschen überhaupt schwächer auf die Impfung?
Mit zunehmendem Alter ist das Immunsystem nicht mehr so leistungsfähig bzw. vielleicht auch durch Vorerkrankungen geschwächt. Schon von daher haben Grippeviren bei Senioren ein leichteres Spiel. Allerdings reagiert unter Umständen das Immunsystem auch schwächer auf die Impfung, der Schutz ist dann weniger ausgeprägt als bei den Jüngeren. Hinzu kommt, dass Grippeviren wahre Verwandlungskünstler sind. Die Grippeschutzimpfung bietet nie einen hundertprozentigen Schutz.
Die Stiftung Warentest schlug sogar vor, möglichst viele Kinder und Jugendliche zu impfen, weil bei ihnen der Impfstoff deutlich besser anschlägt. So könnten auch Risikogruppen wie Senioren besser geschützt werden. Was ist dran an diesem „Oma- und Opa-Schutz“?
In einigen Ländern gibt es bereits eine solche Empfehlung, weil Kinder eine große Rolle bei der Verbreitung von Grippeviren spielen. Auch die Ständige Impfkommission befasst sich verstärkt mit diesem Thema. Bislang gibt es keine generelle Impfempfehlung für Kinder, es wird aber auch nicht davon abgeraten. Damit jedoch ein wirksamer „Herdenschutz“ aufgebaut wird, müssen möglichst viele Eltern von der Notwendigkeit einer solchen Impfung überzeugt werden. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit nötig. Das gilt übrigens auch für Senioren, die oft gar nicht wissen, wie gefährlich eine Infektion im Alter sein kann. Deshalb halten die Experten in jedem Fall an der Grippeschutzimpfung für alle ab 60 fest.
Seit einiger Zeit gibt es für Senioren spezielle Impfstoffe mit einem Wirkstoffverstärker. Macht das Sinn?
Diese Impfstoffe sollen stärker wirken und einen besseren Grippeschutz aufbauen. Ob sie tatsächlich zuverlässiger vor einer Erkrankung an Influenza schützen, ist aber noch nicht abschließend geklärt. Außerdem kann es eher als beim normalen Impfstoff zu Nebenwirkungen wie Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle kommen. Ob der Extra-Impfstoff im Einzelfall sinnvoll ist, sollte man mit dem Hausarzt klären.
Die nächste Grippewelle kommt bestimmt. Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Grippeschutzimpfung?
Im Oktober oder November. Aber selbst zu Beginn der Grippewelle ist eine Immunisierung noch ratsam.
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