In die Selbständigkeit starten – ein Ratgeber

Stechuhr und feste Arbeitszeiten ade. Stattdessen: sein eigener Herr sein, sich seine Kunden aussuchen und selbstbestimmt arbeiten. Für viele Arbeitnehmer sind das verlockende Aussichten. Sie machen sich selbstständig. Damit potenzielle Existenzgründer einen optimalen Start erleben, sollten sie diesen Schritt allerdings sorgfältig planen. Denn die Selbstständigkeit hat ihre Tücken – eine gute Geschäftsidee allein reicht nicht aus!

Um schwierige Klippen zu umschiffen, bieten sich in den Bundesländern viele Institutionen an, die beraten und unterstützen. Das hilft dabei, seine Existenzgründung klar zu fassen – in Worte, in Zahlen und in einem schriftlichen Konzept. Im Textteil beschreibt man sein Vorhaben im Detail. Was will ich anbieten? Was qualifiziert mich dafür? Wie sieht der Wettbewerb aus? Was ist mein Alleinstellungsmerkmal? Wo ist mein Firmenstandort? Wie will ich mein Angebot vermarkten? Wie kalkuliere ich meine Preise? Und welche Kunden habe ich eigentlich im Visier? In den Tabellenteil gehören die Zahlen. Der Kapitalbedarfs- und Finanzierungsplan, eine Umsatz- und Ertragsvorschau, die eigenen Lebenshaltungskosten und eine Liquiditätsplanung. Was sich auf den ersten Blick umfangreich anhört, ist auf den zweiten Blick die Chance, sich intensiv mit seinem Gründungsvorhaben auseinanderzusetzen. Dabei unterstützen die Gründungsberater der verschiedensten Institutionen.

Ansprechpartner
Für Studierende, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen wollen, gibt es in den Bundesländern ebenfalls die verschiedensten Gründungsinitiativen mit speziellen Ansprechpartnern. Um Studierende, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sowie Absolventen in allen Phasen der Gründung zu unterstützen, bieten die Initiativen neben kostenfreier Beratung und Kursen auch Förderprogramme an. Zum Beispiel das „Exist“-Gründerstipendium, das die Möglichkeit eröffnet, innerhalb von zwölf Monaten einen eigenen Businessplan zu entwickeln und in dieser Zeit ein monatliches Stipendium zur Sicherung des persönlichen Lebensunterhalts sowie Sach- und Coachingmittel zu erhalten.

Konzept und Businessplan
Denn ganz gleich, welche Form der Existenzgründung man wählt: Ein schlüssiges Konzept und ein Businessplan sind die Basis, um beispielsweise von Banken die Chance auf die Gewährung eines notwendigen Kredites zu erhalten. Zum Beispiel von der BAB – Die Förderbank. Als Förderbank für Bremen und Bremerhaven begleitet die BAB Unternehmen in allen Phasen ihrer Entwicklung. Sie bietet Finanzierungsmöglichkeiten bei Gründungen, Wachstum und bei Fragen der Unternehmensnachfolge – und das auch für kleine Gründungsvorhaben, Freiberufler oder bereits bestehende Kleinunternehmen. Diese unterstützt die BAB mit den Produkten BAB-Mikrokredit und BAB-Starthilfe. Beide sind schnell, flexibel und zielorientiert einsetzbar, wenn zum Beispiel eine Hausbank eine Finanzierung nicht begleiten kann, weil kein ausreichendes Eigenkapital oder aber Sicherheiten zur Verfügung stehen. Mit dem BAB-Mikrokredit und der BAB-Starthilfe können Investitionen und Betriebsmittel finanziert werden, die im Zusammenhang mit der Gründung oder der Übernahme eines Kleinunternehmens stehen. Die Vorteile: Die Bearbeitungsdauer ist kurz, der Zinssatz für die maximale Laufzeit von 8 Jahren fest, davon sind maximal 2 Jahre tilgungsfrei. Die Auszahlung erfolgt zu 100 %, die Rückzahlung in monatlichen Raten.

Finanzierung von Projekten, Produkten und Start-ups
Eine weitere Finanzierungsmöglichkeit ist Crowdfunding: Seit Juli 2015 bietet zum Beispiel der “Schotterweg“ in die Selbständigkeit startende Bremerinnen und Bremern eine regionale Crowdfunding-Plattform zur Verwirklichung ihrer Projekte und Ideen an. Ähnliche Projekte existieren auch in anderen Bundesländern. Mit „Schotterweg“ knüpfen die BAB – Die Förderbank für Bremen und Bremerhaven und die WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH in Kooperation mit Startnext, der bekanntesten deutschen Crowdfunding-Plattform, an diesen Trend an. Der Schotterweg ist ein neues Mittel, um kreative Ideen einer möglichst großen Öffentlichkeit zu präsentieren und sie wahr werden zu lassen, so der Geschäftsführer der BAB. Für den „Schotterweg“ werden innovative Produkte sowie Projekte aus der Kultur, dem Sport, der Wissenschaft oder der Kreativwirtschaft gesucht. Wer mehr über „Schotterweg – Crowdfunding in Bremen“ erfahren möchte, kann sich auf den immer wieder stattfindenden Informationsveranstaltungen informieren (www.schotterweg-crowdfunding.de).

Gründungszuschüsse
Auch der Gründungszuschuss kann der geplanten eigenen Selbstständigkeit den notwendigen Schub verleihen. Er wird immer dann von der Agentur für Arbeit, geleistet, wenn man bis zur Aufnahme der selbständigen Tätigkeit einen Anspruch auf Arbeitslosengeld hat. Dieser muss bei Aufnahme der selbständigen Tätigkeit noch mindestens 150 Tage betragen. Die Zielsetzung hierbei ist klar: Wer den Gründungszuschuss erhält, muss durch seine Existenzgründung seine Arbeitslosigkeit, beenden. Dass das eigene Vorhaben tragfähig ist, muss man zuvor nachweisen. Dazu lässt man sein Gründungskonzept von einer fachkundigen Stelle begutachten. Das sind beispielsweise Industrie- und Handelskammern, Handwerkskammern, berufsständische Kammern, Fachverbände und Kreditinstitute. Ist der Gründungszuschuss gewährt erhält, man diesen 6 Monate lang in Höhe des zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes zur Sicherung des Lebensunterhalts sowie 300 Euro zur sozialen Absicherung (Stand: 12-2015). Für weitere 9 Monate können 300 Euro je Monat zur sozialen Absicherung gewährt werden, wenn eine intensive Geschäftstätigkeit und hauptberufliche unternehmerische Aktivitäten nachgewiesen werden. Speziell für Gründerinnen hält „belladonna“ ein breites Angebot bereit: Mit eigenen Coachingreihen können sich Existenzgründerinnen auf den neuen Lebensabschnitt vorbereiten: in Modulen zu den Themen Marktanalyse, unternehmerisches Know-how, rechtliche Fragestellungen, Businessplan, Buchführung, erfolgreiche Akquise und der Umsetzung des Gelernten in die Praxis erhalten die Teilnehmerinnen das notwendige Rüstzeug für einen guten Start (www.belladonna-bremen.de). Sind Konzept und Finanzierung einmal klar, geht es an die Realisierung.

Formen von Bürogemeinschaften
Wer nicht allein vom heimischen Büro aus arbeiten will, mietet sich in einem „Co-Working Space“ ein. Dabei teilen sich viele Selbstständige ein großes Büro, lernen sich kennen, arbeiten im Idealfall miteinander und realisieren gemeinsame Projekte. Denn trotz Selbstständigkeit wollen viele Freiberufler nicht auf den Austausch untereinander verzichten. Zudem finden sie hier eine Infrastruktur vor, die sie gemeinsam nutzen können: Internet, Drucker, Scanner, Telefone, Beamer, Küchen und Besprechungsräume halten die „Co-Working Spaces“ vor. In Bremen gibt es zum Beispiel „kraftwerk – city accelerator bremen“. Neben der Infrastruktur erwartet die Nutzer dort auch ein FabLab- und ein MobileGameLab. Beide wurden im Frühjahr 2016 eröffnet. In den sogenannten FabLabs können Einrichtungen und Geräte der Spitzentechnologie für Experimente und Geschäftsideen genutzt werden – zum Beispiel 3D-Drucker und Großrechner. Künstler, Designer, Berater, Planer, Community- und Projektmanager, Entwickler und Programmierer, Ingenieure, Architekten – das Zusammenspiel unterschiedlicher Disziplinen ist der ideale Nährboden für neue kreative Lösungen für die zukünftigen Herausforderungen städtischer Infrastruktur. Die Kosten im „kraftwerk – city accelerator bremen“ sind für Startups und Freiberufler überschaubar. Ein Arbeitsplatz im „Creative-Space“ kostet 150 Euro je Monat (Stand 12-2015). Zudem fördert „kraftwerk – city accelerator bremen“ Startups mit innovativen Geschäftsideen (www.kraftwerk-accelerator.com). Co-Working gibt es übrigens nicht nur für Kreative, die am Schreibtisch arbeiten. Wer mit seinen Händen an der Werkbank Neues schafft, ist zum Beispiel in der „Kalle Co-Werkstatt“ in der Bremer Neustadt richtig.

Kontakt- und Servicestelle
Ganz gleich, wie sie arbeiten, alle Gründerinnen und Gründer haben eines gemeinsam; eine Idee und den Willen zur Selbstständigkeit. Wer sich gut informiert, findet viele Institutionen, die bei der Existenzgründung unterstützen. Eine Adresse, die man sich zum Beispiel im Land Bremen merken sollte, ist die des „Einheitlichen Ansprechpartners“, kurz EA. Als zentrale Kontakt- und Servicestelle für Unternehmen in Bremen und Bremerhaven unterstützt der EA bei der Abwicklung aller erforderlichen Erlaubnis- und Genehmigungsprozesse. Er sieht sich als Vermittler, schafft Kontakte zu Experten und Netzwerkpartnern, hilft bei der Anerkennung von Berufsqualifikationen und Eintragungen in die Handwerksrolle, behält Fristen im Blick und hat Informationen über alle Anforderungen und Formulare, die für die Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit notwendig sind (www.ea.bremen.de). Solche oder ähnliche Einrichtungen existieren in allen Bundesländern und sollten auf jeden Fall vom Existenzgründer genutzt werden.

 

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Ein Beitrag unserer/s Leserin/s James Hacherlt aus Bonn in Nordrhein-Westfalen (NW/NRW).
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