Neben den Seekühen sind Wale, zu denen auch die Delfine gehören, die einzigen ausschließlich im Wasser der Meere lebenden Säugetiere. Weltweit gibt es nach Angaben der Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature) zurzeit 86 Arten von Walen.
Eine von ihnen ist der ‚Gewöhnliche Schweinswal‘. Dieser ist zugleich die einzige Walart, die in Nord- und Ostsee das ganze Jahr über vorkommt. Dass sich Wissenschaftler intensiv mit diesen Tieren beschäftigen, hat verschiedene Gründe – neben den Bedrohungen auch Besonderheiten bei den unterschiedlichen Beständen. Was wissen die Forscher darüber?
Antwort: Gewöhnliche Schweinswale werden in der Regel rund eineinhalb Meter lang und ernähren sich bevorzugt von fetthaltigen Fischen wie Heringen und Makrelen. Dass Bestände seit Mitte des 20. Jahrhunderts zurückgegangen sind, hängt nach Einschätzung von Fachleuten mit Umweltgiften, einem möglicherweise zu geringen Nahrungsangebot und der Tatsache zusammen, dass solche Tiere nicht selten als ungewollter Beifang in Netzen landen. Der Blick der Experten richtet sich dabei besonders auf die Tiere in der Ostsee. Wie das Bundesamtes für Naturschutz, in einer Mitteilung erklärt, verfangen sich Schweinswale dort in Stellnetzen. Zu den Beeinträchtigungen, denen die Säugetiere in der Ostsee ausgesetzt seien, gehörten auch lärmintensive Rammarbeiten im Zusammenhang mit der Einrichtung von Anlagen zur Windenergienutzung.
Schweinswale nutzen ihr Gehör, um sich zu orientieren und Beute aufzuspüren. Dies gelingt ihnen mithilfe der sogenannten Echoortung. Sie erzeugen kurze hochfrequente Klicklaute. Im Wasser breiten sich die Schallwellen mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 1500 Metern pro Sekunde aus, also mehr als viermal so schnell wie in der Luft. Wenn der Schall zum Beispiel auf den Meeresgrund oder ein Beutetier trifft, entsteht ein Echo, das vom Schweinswal aufgenommen und genutzt werden kann.
Um die Gefährdung der kleinen Wale in der Ostsee besser einschätzen zu können, versuchen Forscher, sich ein genaues Bild von den unterschiedlichen Populationen zu machen, das heißt von der Population in der zentralen Ostsee östlich Rügens und der in der Beltsee westlich von Rügen bis ins Kattegat. Wenn Populationen in dem Sinne eigenständig sind, dass kein oder kaum ein genetischer Austausch mit anderen Populationen stattfindet, heißt das, dass Bedrohungen sehr schnell gleichbedeutend mit der Gefährdung der Existenz des gesamten Bestandes sein können. Mit Blick auf die mit wenigen Hundert Tieren kleine Population in der zentralen Ostsee treibt Forscher diese Sorge schon länger um. Genetische Untersuchungen haben bestätigt, dass die Sorge berechtigt ist. Die beiden Populationen in der Ostsee bilden genetisch getrennte Bestände.
Eine Forschergruppe von der Universität Potsdam hat Proben von 196 toten Schweinswalen aus Nord- und Ostsee untersucht, die über einen Zeitraum von knapp 30 Jahren gesammelt worden waren. Danach sind die Schweinswale in der Ostsee genetisch klar abgegrenzt von ihren Artgenossen in der Nordsee. Außerdem hat sich gezeigt, dass auch die Populationen in der Beltsee und in der zentralen Ostsee genetisch voneinander getrennt sind. In der Beltsee westlich von Rügen wurden ausschließlich Tiere der dort heimischen Population gefunden. Bei der zentralen Ostsee stellte sich heraus, dass zwar Tiere aus der Beltsee dorthin wandern, sich aber allem Anschein nach nur selten mit dort heimischen Schweinswalen paaren. Laut den Foschern bleiben deshalb die genetisch voneinander getrennten Gruppen bestehen. Diese Deutung stehe im Einklang mit den Ergebnissen früherer Untersuchungen.
Auf die Idee, eine Beziehung zwischen den kleinen Walen und Schweinen herzustellen, scheinen Menschen schon vor sehr langer Zeit gekommen zu sein. So wird dem griechischen Philosophen Aristoteles (384 bis 322 vor Christus) nachgesagt, Ähnlichkeiten zwischen den Organen der Wale und denen der Schweine beobachtet und deshalb von Meerschweinen gesprochen zu haben. Die Römer des Altertums bezeichneten den Schweinswal als porcus piscus, das heißt Schweinsfisch. Im Dänischen und Schwedischen wird der Schweinswal als marsvin, also Meerschwein bezeichnet. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden in der Ostsee einem Beitrag des Deutschen Meeresmuseums Stralsund zufolge jährlich bis zu 2.000 Schweinswale gefangen. Die Jagd habe dazu geführt, dass der Gesamtbestand stark verringert worden sei. Heute sei die Jagd auf Schweinswale in allen europäischen Ländern verboten.
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