Kaum ein Heiliger ist im Christentum so populär wie der Nikolaus. Auch heute noch stellen Kinder am Nikolausabend (05.12.) oder -tag (06.12.) Schuhe, Stiefel oder Teller vor die Tür, damit der gütige, bärtige Mann sie mit Erdnüssen, Mandarinen, Schokolade oder anderen kleinen Geschenken füllen kann. Wirklich heilig ist der Nikolaus heute aber nur noch wenigen, selbst der Kirche nicht. Bereits 1969 strich Papst Paul VI. den Gedenktag des heiligen Nikolaus am 6. Dezember als allgemein gültigen Feiertag aus dem römischen Kalender, der Grund dafür: Nikolaus hatte nie wirklich existiert.
Vielmehr ist seine Überlieferung eine Verschmelzung zweier historischer Personen: des Bischofs Nikolaus von Myra in Kleinasien, der vermutlich im 4. Jahrhundert gelebt hat, und des gleichnamigen Abts von Sion, Bischof von Pinora, gestorben am 1. Dezember 564 in Lykien.
Die größte Popularität gewann der übergewichtige, alte Herr als Kinderbescherer. Sein Fest wurde zum Kinderfest, an dem die Kleinen Geschenke erhielten. Einst war der Nikolaus auch an Weihnachten der Gabenbringer. Martin Luther schaffte im Rahmen seiner Reform jedoch die Heiligenverehrung und damit auch den ursprünglich katholischen Nikolaus-Brauch ab. Luther erfand stattdessen das ‚Christkind‘, das seitdem zu Weihnachten die Kinder bescherte.
Ab dem 17. Jahrhundert bekam der heilige Bischof von Myra einen furchteinflößenden Gehilfen zur Seite gestellt, der in Deutschland Knecht Ruprecht, in der Schweiz Schmutzli, in Österreich Krampus und in den Niederlanden Zarte Piet genannt wird. Der Begleiter trug nicht nur die Geschenke in einem Sack auf dem Rücken, sondern führte auch eine Rute mit sich, mit der die ‚bösen‘ Kinder bestraft wurden. Welche Kinder gut und böse waren, las der Nikolaus in seinem ‚goldenen Buch‘ nach. Auch heute noch laden viele Eltern Nikoläuse ein, die, ehrenamtlich oder bezahlt, den Kindern zu Hause eine ‚Predigt‘ halten, die jedoch stets mit einer glücklichen Bescherung endet.