Lebensmittel aus der Region genießen großes Vertrauen. Im Supermarkt floriert das Segment. Viele Verbraucher glauben, der Kauf kommt der regionalen Wirtschaft und auch der Umwelt zugute.
test wollte wissen, ob dieses Vertrauen berechtigt ist und hat Eier, Milch und Apfelsaft aus den Regionen um Berlin, Köln und München überprüft. Und zwar doppelt: Die Herkunft analysierten die Tester im Labor. Zusätzlich besuchten sie Keltereien, Molkereien und Legehennenbetriebe vor Ort.
Hightech-Analyse verrät Herkunft
Ob die Eier, die Milch und die Äpfel für den Apfelsaft tatsächlich aus den beworbenen Gegenden kommen, ermittelten die Tester mit der Isotopenanalyse. Das ist eine gut etablierte Hightech-Methode. Sie basiert darauf, dass sich unser Essen aus chemischen Elementen zusammensetzt. Viele dieser Elemente haben schwere und leichte Atome: die Isotopen. Je nach Region stehen sie in einem bestimmten Mengenverhältnis. Gedeiht eine Pflanze etwa weit weg vom Meer und hoch in den Bergen, hat sie tendenziell mehr leichte als schwere Sauerstoff- und Wasserstoffisotope. Das Ergebnis der Isotopenanalyse war für alle regionalen Produkte positiv: Hinweise für Herkunftsschwindel fanden die Tester nirgends.
Ländliche Idylle hat Grenzen
Große Unterschiede, wie die Erzeuger Regionalität verstehen und leben, gibt es dennoch. Das offenbarten die Besuche der Betriebe vor Ort. Die auf manchen Produkten suggerierte heile Welt – sattes Wiesengrün, saubere Fachwerkhäuser, Bauer und Tier glücklich vereint – war nicht überall Realität. Fazit der Tester: Regionale Lebensmittel garantieren in erster Linie eine bestimmte Herkunft – mehr nicht. Verbraucher sollten daher nicht zu viel erwarten. Beispiel höhere Erzeugerpreise: Zwar geben viele Anbieter an, mehr Geld zu zahlen. Gut belegen konnten das aber nur wenige Betriebe, darunter Berchtesgadener Land und Oro in Bayern. Auch reisen regionale Produkte oftmals recht weit: Bis zu 300 Kilometer sind es etwa bei den Eiern von Netto Marken-Discount/Vom Land in Nordrhein-Westfalen. Verbraucher erwarten aber kurze Wege.
Nur 11 von 29 Produkten besonders glaubwürdig
Auch was den Tierschutz betrifft, wird manch überzeugter Anhänger enttäuscht zurück bleiben. Bei 7 der 13 Legebetriebe im Test kamen die Eier aus Bodenhaltung. Das heißt: Hennen haben in diesen Betrieben keinen Auslauf im Freien und leben zu tausenden im Stall. Selbst wenn Produkte mit dem Bauern um die Ecke werben, steht also oft Massentierhaltung dahinter. Gleich vier Eieranbieter ließen keinen Besuch der Stiftung Warentest zu, meist ohne Begründung: Brandhuber, Heidehof Mark Zwuschen, Löwendorfer und Luisenhof. Auch FrieslandCampina, Anbieter der Eifel-Milch, ließ sich nicht überprüfen. Diese fünf schneiden daher insgesamt nur ausreichend ab. Als besonders glaubwürdig erwiesen sich am Ende 11 der 29 Produkte.
6.000 Verbraucher befragt
Bevor die Tester ihre Arbeit beginnen konnten, mussten sie Grundsatzfragen beantworten wie: Was ist eine Region? Was erwarten die Verbraucher von regionalen Lebensmitteln? Dazu befragten sie mehr als 6 000 Personen. Die Befragungsergebnisse waren dann Basis der Testbewertung. Punktabzug bekam zum Beispiel, wer die Zutaten quer durchs Land transportiert oder von weit her zukauft.
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