Obwohl die schottische Bevölkerung zahlenmäßig wesentlich kleiner ist als die seines südlichen Nachbarn England, hat Schottland eine ebenso starke wie individuelle Brautradition. Schottische Biere werden traditionell nach dem Shillingsystem benannt, das im 19. Jahrhundert eingeführt wurde und sich auf den Preis bezog, der für ein Fass Bier von 238,67 Litern verlangt wurde.
Anders ausgedrückt: je stärker ein Bier, desto teurer war es auch. Ein 40-Shilling-Ale etwa war ein sehr leichtes Bier, während die stärksten Biere mit 80 Shilling und mehr veranschlagt wurden. Die Begriffe „Light“, „Heavy“ und „Export“ geben Auskunft darüber, wie stark ein Bier ist. Die stärksten Barley Wines werden auch Scotch Ales oder Wee Heavies genannt.
Die Brauverfahren werden in Schottland auch durch das Klima bestimmt. Wie in England gedeiht hier Gerste. Allerdings ist die schottische Gerste aufgrund des nasskalten Klimas besser für Whisky geeignet. Da in Schottland aber kein Hopfen angebaut werden kann, haben die findigen Schotten seit alters her die Bittere durch andere Zutaten wie Ingwer, Pfeffer, Gewürze und Kräuter in das Bier eingebracht. Und weil Hafer in schottischen Breiten zur Fruchtfolge gehört, wird dieses Getreide zusammen mit Gerste in schottischem Bier traditionell als Zutat verwendet, insbesondere für das Stout.
Doch auch wenn Bier gegenüber Whisky in Schottland immer nur die zweite Geige gespielt hat, ist es hier seit jeher außerordentlich beliebt. Im 19. Jahrhundert besaß Schottland eine Brauindustrie. die es mit jeder anderen in der Welt aufnehmen konnte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es allein in Edinburgh nicht weniger als 28 Brauereien. Leider fand im 20. Jahrhundert eine schrittweise Konzentration der schottischen Brauindustrie statt, bis in den 1970er-Jahren in Edinburgh nur noch zwei Brauereien übrig waren – Scottish & Newcastle, heute die größte Brauereigruppe in Großbritannien, und Tennent’s, die inzwischen zum Weltkonzern Interbrew gehört. In den letzten Jahren hat sich die Situation etwas gebessert und kleine unabhängige Brauereien wie Caledonian konnten auf dem Markt Fuß fassen.
Schottland ist vor allem wegen seiner ausgezeichneten Whiskys bekannt, aber die Bierproduktion erlebt eine Renaissance. Viele kleinere Brauereien kehren wieder zu den traditionellen Methoden des Bierbrauens zurück.
Wissen rund ums Bier in Schottland | |
Produktionsmenge: | 20.000.000 Hektoliter pro Jahr |
Pro-Kopf-Verbrauch: | 97 Liter pro Jahr |
Berühmte Brauereien: | Behaven Brewer Company Ltd. + Broughton Ales Ltd. + Caledonian Brewery + Orkney Brewery + Tennent Caledonian Breweries (Interbrew) + Traquair House Brewery Ltd. |
Berühmte Marken: | Belhaven 80 Shilling + Broughton the Ghillie + Caledonian Golden Promise + Orkney Dragonhead Stout + Tennent’s Lager + Traquair House Ale + Traquair Jacobite |
Lesen Sie hier weiter:
- Belhaven 80 Shilling
- Broughton Black Douglas
- Broughton Greenmantle
- Broughton Merlin’s Ale
- Broughton Old Jock
- Broughton Scottish Oatmeal Stout
- Broughton the Ghillie
- Caledonian 80/-
- Caledonian Deuchars IPA
- Caledonian Golden Promise
- Orkney Dragonhead Stout
- Tennent’s Lager
- Tennent’s Super
- Traquair House Ale
- Traquair Jacobite Ale
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