Im Internet kursiert das Gerücht, Barcodes auf Lebensmittelverpackungen seien gefährlich. Sie sollen Lebensmittel mit „negativer Energie“ aufladen, so die Angst. Doch das ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. test.de mit Hintergründen zur Barcode-Verschwörung.
Striche sollen wie eine Antenne wirken
In Internetforen kursiert das Gerücht, Barcodes auf Lebensmittelverpackungen seien gefährlich: Die schwarzen, senkrechten Striche sollen wie eine Antenne wirken. Diese Antenne lade das Produkt mit negativer Energie auf – und dies schade der Gesundheit. Besonders schlimm sei die Strahlung an der Kasse: Wird das Produkt über den Laserscanner gezogen, soll sich die negative Energie angeblich noch verstärken.
Wissenschaftler geben Entwarnung
Doch die Angst vor dem Strichcode ist unbegründet. „Barcodes bestehen – wie andere Aufdrucke auf Produkten auch – aus Druckerfarbe. Wie Strichcodes beziehungsweise deren Farbe Strahlung aus der Umgebung aufnehmen und an Produkte weitergeben sollen, ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar“, stellt Anja Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz klar.
Verschwörungstheoretiker schüren Angst
Verschwörungstheoretiker diskutieren im Netz die Gefahren des Barcodes und schüren Angst. Auf dem Portal „Sheng-Fui“ schreibt ein Nutzer, man solle sich „bewusst sein, dass der Vorgang des Einscannens eine negative Energiematrix auf die Waren überträgt, welche wir dann durch den Verdauungsprozess in uns aufnehmen“. Außerdem würde die Ware nach dem Einscannen an der Kasse wesentlich schneller verderben. Ein Blogger warnt auf dem Portal „Carta.info“: „Beim Aldi an der Kasse stehen ist um einiges gefährlicher als ein Tauchgang im Abklingbecken eines russischen Atomkraftwerks.“
Ein Querstrich durch den Barcode soll „entstören“
Manch einem mag das lächerlich erscheinen. Aber mit den Barcode-Ängsten lässt sich Geld verdienen. So werden im Internet „Strichcode-Entstörstifte“ für etwa 17 Euro angeboten. Ein energetisch aufgeladener Chip im Stift soll angeblich dafür sorgen, dass ein Querstrich durch den Barcode die „toxische Belastung“ eliminiert, so das Versprechen.
Rotbäckchen mit Querstrich im Barcode
Die Verunsicherung der Verbraucher ist offenbar sehr stark. Sogar der Biohersteller Rabenhorst, der den Rotbäckchen-Saft verkauft, hat auf seinen Barcodes eine spezielle waagerechte Linie, um verängstigten Kunden entgegen zu kommen. In den Foren wird behauptet, eine solche Linie neutralisiere die negative Energie. „Wir sehen das liberal. Wenn es Menschen gibt, die sich durch den Barcode gestört fühlen, dann machen wir das“, erklärt Geschäftsleiter Klaus-Jürgen Philipp. Seit dem Frühjahr 2011 hat der Hersteller seinen Etikettendruck auf die Querlinie umgestellt. Ein Naturkost-Großhändler hatte Rabenhorst auf einer Biomesse darauf hingewiesen, dass es immer mehr Kunden gäbe, die eine sogenannte „Entstörung des Barcodes“ wünschen würden.
Verschwörungs-Gegner machen Stimmung
Auch der österreichische Biohersteller „Sonnentor“ hatte eine solche feine Linie über den Barcode gezogen. Dann jedoch berichtete die österreichische Zeitung „Der Standard“ über die Barcode-Verschwörung und Kunden beschwerten sich massiv in Form von Leserkommentaren. Das hatte Folgen: Seit Ende Juni 2013 druckt Sonnentor wieder den normalen Strichcode auf seine Produkte.
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