Am 1. Juni 1980 ist in Deutschland der Videotext gestartet. Erstmalig in der ARD. Aufgabe der ARD-Redaktion war es, programmbegleitende, ergänzende und erläuternde Informationen auf den Fernseher zu bringen. Das macht sie seither – wegen der Besonderheiten des Mediums hochaktuell und hochverdichtet.
Die ARD-Redaktion kann Meldungen sofort auf Sendung geben. Sekunden später kann der Zuschauer sie lesen. Da kaum Platz zur Verfügung steht, muss die Videotext-Redaktion den Kern der Nachricht herausfiltern. Leser verschaffen sich so in kürzester Zeit einen Überblick über das Weltgeschehen.
Teletext – eine Erfindung der BBC
Ingenieure der BBC, der British Broadcasting Corporation, haben den Videotext Anfang der 70er Jahre erfunden. Anfangs wurde er zunächst auch Teletext genannt. Es war bekannt, dass beim Übertragen des TV-Signals nicht alle Bereiche benötigt wurden. Es entstand die Idee, andere Daten mit zu übertragen, etwa Untertitel.
Am 23.September 1974 startete die BBC den ersten Teletext der Welt, ohne dass die Technik schon auf diesen Namen getauft gewesen wäre. Die BBC nannte es Ceefax, was so ähnlich klang wie ‚see facts‘, denn das konnte der Leser damit, Fakten sehen.
1975 strahlte die BBC erstmals Untertitel auf Ceefax aus.
Videotext, Bildschirmtext und -zeitung
Neben den öffentlich-rechtlichen Sendern strebten Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre weitere Anbieter auf den Fernseher. 1977 waren auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin drei deutschsprachige Angebote zu sehen: Neben Videotext der Bildschirmtext der Deutschen Bundespost (heute: Deutsche Post) und die Bildschirmzeitung der Zeitungsverleger.
Der damalige ARD-Vorsitzende Werner Hess zeigte sich zurückhaltend: Videotext werde nicht in allernächster Zeit eingeführt.
Als ARD und ZDF auf der IFA 1979 ein Testprogramm ausstrahlten, umfasste dies 75 Tafeln in acht Magazinen.
Start in einer Zeit ohne WWW und PC
Als der Videotext in Deutschland in Betrieb ging, war das Fernsehgerät in den meisten deutschen Haushalten der einzige Bildschirm. Das Internet, wie wir es kennen, gab es noch nicht. Tim Berners-Lee, später Begründer des World Wide Webs, schrieb de facto gerade ein kleines Programm, das es erlaubte, Verweise zwischen zwei Dokumenten zu setzen – das, was wir heute als Links kennen.
Dass es mal einen PC, einen Personal-Computer, in den meisten Haushalten geben werde, glaubten auch die wenigsten Menschen. Entsprechend begehrt war damals der Zugang zum TV-Bildschirm.
Auftakt mit 75 Seiten
Der Videotext hatte beim Start 75 Seiten umfasst. Auf 15 davon erstellten fünf überregionale Zeitungen eine Pressevorschau. So bestückten ‚Frankfurter Rundschau‘, ‚Frankfurter Allgemeine‘ (FAZ), ‚Handelsblatt‘, ‚Süddeutsche Zeitung‘ (SZ) und ‚Welt‘ je 3 Seiten plus Anhangtafeln.
Die Beteiligung war Kern einer Vereinbarung zwischen öffentlich-rechtlichen Sendern und dem Verlegerverband BDZV. Der BDZV hatte argumentiert, der Videotext von ARD und ZDF bedrohe Zeitungen in ihrer Existenz.
1979 vermittelten die damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau (SPD) und Bernhard Vogel (CDU) in dem Streit.
WDR 1983 mit dem ersten Regional-Text
Im Jahr 1983 hat der Videotext seinen Siegeszug auf der Austastlücke des TV-Signals fortgesetzt. Der WDR ging als erste Landesrundfunkanstalt mit einem regionalen Teletext-Angebot im Dritten Programm auf Sendung. Bis 1992 starteten alle Dritten Programme eigene Videotext-Angebote. Die Kultursender 3sat und Arte begannen 1990 beziehungsweise 1992 mit ihren eigenen Diensten.
Der Sender Sat.1 startete 1988 als erster Privatkanal ein Videotext-Angebot, RTL und Pro Sieben folgten 1992 beziehungsweise 1994. Heute gibt es kaum noch Sender ohne Videotext-Dienst.
Im Jahr der Einheit in den Regelbetrieb
Im Jahr 1990, nach dem Fall der Mauer, aber noch vor der Wiedervereinigung, ist der Videotext in den Regelbetrieb übergegangen. Der Videotext war im Juni 1980 im Testbetrieb gestartet. Dieser war zunächst auf zwei Jahre festgelegt mit der Option auf ein drittes. Er wurde im Lauf der Jahre mehrfach verlängert, teils um gerade ein halbes Jahr. Am 1. Januar 1990 endete diese Phase.
Weitere zehn Jahre später lösen ARD und ZDF dann die gemeinsame Videotext-Redaktion auf. Am 1. Januar 2000 ist auf dem ‚Ersten‘ der ARD Text abrufbar, das ZDF hat ebenfalls ein eigenes Angebot.
Mit ‚30‘ auch im Netz und auf dem Handy
Am 1. Juni 2010 feiert der ARD-Text wie der ZDF-Text sein 30-jähriges Bestehen. Das Medium hat sich in Deutschland seit langem durchgesetzt. Auch in Zeiten des Internets erreichen die Angebote aller Sender täglich rund 15 Millionen Leser.
Der ARD-Text bietet daneben seine Meldungen mit der für das Medium charakteristischen Aktualität und Prägnanz auch im Internet an.