Nicht nur in Deutschland sind die Sommermonate für viele Menschen eine Zeit, in der sie mit Vorliebe länger Urlaub machen und auf Reisen gehen und damit etwas tun, über dessen tieferen Sinn Menschen schon vor Jahrtausenden nachgedacht haben.
„Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon“, sagte zum Beispiel der Kirchenlehrer Aurelius Augustinus (354 bis 430). Dass es zum Wert und zur Bedeutung des Reisens aber immer auch unterschiedliche Ansichten gegeben hat, lässt bereits dieses alte Sprichwort erahnen: „Reisen wechselt das Gestirn, aber weder Kopf noch Hirn.“ Uralt ist auch die Praxis, dem Reisen eine symbolische Bedeutung beizumessen. Wo zeigt sich diese Bedeutung?
Antwort: Wer mit einem Flugzeug reist kommt schneller ans Ziel. In früheren Zeiten, in denen die Menschen bestenfalls Pferde zur Verfügung hatten, war das Reisen jedoch mit mehr Mühen und oft auch mit Hindernissen verbunden, die überwunden werden mussten. Deshalb ist das Reisen auch zu einem Symbol für den Lebensweg geworden. Darüber hinaus gibt es viele Beispiele dafür, dass Initiationsriten, das heißt die Einführung von Menschen in bestimmte Gemeinschaften, mit Prüfungsserien verbunden waren, die an Reisen erinnern. Das Herder-Lexikon der Symbole nennt in diesem Zusammenhang unter anderem chinesische Geheimgesellschafter und Mysterien im antiken Griechenland. Bei vielen Völkern findet sich dem Lexikon zufolge zudem die Vorstellung von Reisen, die Menschen nach ihrem Tod machen müssen. Ausführliche Berichte darüber gibt es in ägyptischen und tibetanischen Totenbüchern. Solche Reisen gelten als Symbol für die Reinigung und Weiterentwicklung der Seele. Buddhisten glauben an den Kreislauf von Geburt und Wiedergeburt sowie die Möglichkeit, einen als Nirwana bezeichneten Endzustand der Ruhe zu erreichen. Auch dieser Weg wird mit einer Reise verglichen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar