Dass Arten von Lebewesen aussterben, ist ein Phänomen, das im Laufe der Erdgeschichte immer wieder aufgetreten ist.
Zu den Gründen gehörten unter anderem Meteoriteneinschläge, die dazu führten, dass sich die Umweltbedingungen veränderten. Auch heute sterben Arten aufgrund veränderter Lebensbedingungen aus. Ein wichtiger Grund für Veränderungen sind seit einiger Zeit menschliche Einflüsse. So werden Lebensräume zerstört. Die Forscher interessieren sich für die Frage, welche Arten besonders stark bedroht sind. Was wissen sie darüber?
Antwort: Besonders große und besonders kleine Tiere haben ein höheres Risiko auszusterben als mittelgroße. Zu diesem Schluss ist eine internationale Forschergruppe um William Ripple von der Oregon State University in Corvallis gelangt. Starke Verluste bei besonders großen und kleinen Tieren führten wahrscheinlich zu erheblichen Veränderungen von Ökosystemen und damit auch der gesamten Architektur des Planeten, erklärten sie in den „Proceedings“ der US-Akademie der Wissenschaften. Die Forscher hatten den Zusammenhang zwischen dem Körpergewicht und dem Aussterberisiko bei insgesamt 27.647 Arten untersucht, die auf der Roten Liste bedrohter Tierarten zu finden sind. Es handelte sich dabei um Säugetiere, Reptilien, Vögel, Amphibien, Knochen- und Knorpelfische. 17 Prozent der betrachteten Arten gelten inzwischen als gefährdet, stark gefährdet oder als vom Aussterben bedroht.
Die Auswertung ergab, dass die kleinsten und die größten Tierarten jeweils ein höheres Aussterberisiko haben als die mittelgroßen. Außerdem fanden die Wissenschaftler heraus, dass auch die Größe des Lebensraums einen Einfluss darauf hat, wie stark Tierarten gefährdet sind. Arten mit einem kleinen Verbreitungsgebiet haben ein höheres Aussterberisiko.
Für die starke Gefährdung großer Tierarten, so erläutern die Forscher, sei vor allem der Mensch verantwortlich, weil er Tiere töte, unter anderem, um Körperteile für medizinische Zwecke zu nutzen. Kleinere Tierarten seien vor allem aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensräume gefährdet. Zu wissen, dass die Körpergröße mit der Gefährdungswahrscheinlichkeit einer Axt zusammenhängt, erlaubt uns, das Aussterberisiko von Arten abzuschätzen, über die wir nur sehr wenig wissen.
Dass es einen Zusammenhang zwischen der Körpergröße und der Gefährdung von Tierarten gibt, hatten Wissenschaftler bereits 2016 für Meeresbewohner gezeigt. Auch sie machten für die Bedrohung den Menschen verantwortlich, der vor allem Jagd auf größere Arten und Exemplare mache. Einen derartigen Zusammenhang zwischen Körpergröße und Aussterberisiko habe es bei den fünf nachgewiesenen großen Massensterben während der vergangenen 445 Millionen Jahre nicht gegeben, schrieben sie im Fachjournal „Science“.
Dass Messungen der Körpergröße von Tieren bestimmter Arten einen Anhaltspunkt liefern, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, konnten Forscher anhand von Fangdaten zu vier Walarten aus dem 20. Jahrhundert belegen. Die Daten zeigen, dass die Durchschnittsgröße der Tiere abnahm, und zwar schon Jahrzehnte vor dem Kollaps der Bestände. Die mittlere Größe gefangener Pottwale sank von 1905 bis zu den 1980er-Jahren um vier Meter, wie die Gruppe um Christopher Clements von der Universität Zürich vor einiger Zeit im Fachjournal „Nature Ecology & Evolution“ berichtete. Große männliche Pottwale können Längen von mehr als 20 Metern erreichen. Weibchen sind mit höchstens etwa zwölf Metern deutlich kleiner
Einen Rückgang der Bestände vorherzusagen ist eine entscheidende Herausforderung angesichts der globalen Umweltveränderungen, so die Forscher. Es gibt viele Beispiele für Ausbeutung, aber nur wenige sind so drastisch wie der Kollaps der weltweiten Walbestände im 20. Jahrhundert.
Die Wissenschaftler hatten Fangdaten aus der Zeit vom Jahr 1900 bis zum Walfangmoratorium Mitte der 1980er-Jahre analysiert. Die Daten, die auch Informationen über die Größe der Tiere lieferten, waren von der Internationalen Walfangkommission gesammelt worden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden größere Tiere gefangen, vermutlich aufgrund der verbesserten Möglichkeiten beim industriellen Walfang. Dann kehrte sich der Trend jedoch um.
Die von den Wissenschaftlern analysierten Daten beziehen sich auf Blau-, Finn-, Sei- und Pottwale. Aus ihnen lässt sich eine deutliche Abnahme der Körpergrößen herauslesen. Warnzeichen waren bis zu 40 Jahre vor dem Zusammenbruch eines Bestands erkennbar. Solche Daten könnten wichtige Hinweise liefern, wenn eine Art gefährdet sei. Die Erkenntnisse ließen sich auf andere Gruppen von Tieren übertragen.
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