Wer profitiert von schlechtem Wetter? – Die Frage des Tages

Regen, Wolken, niedrige Temperaturen, nur an wenigen Tagen lässt sich die Sonne blicken. Solche Tage sind ungemütlich. Doch wer profitiert eigentlich davon – und wie beeinflusst das schlechte Wetter unser seelisches Gleichgewicht?

Antwort: Für Biergärten, Zoos, Freizeitparks und Veranstalter von Open-Air-Festivals mag das nasskalte Wetter ein Graus sein. Doch nicht die gesamte Freizeitbranche flucht über Regen und niedrige Temperaturen. Viele Menschen wollen trotzdem etwas unternehmen, aber eben nicht im Freien. Folglich profitieren zum Beispiel Kinos, Museen und Erlebnisausstellungen. Sie haben an trüben Tagen erfahrungsgemäß Besucherzahlen, die sie bei sonnig-warmem Wetter niemals erreichen würden.

Für den Städtetourismus im Norddeutschland ist trübes Wetter ohnehin eine Chance. Grund ist die Nähe zu den Urlaubsorten an der Küste. Den ganzen Tag in der Ferienwohnung zu verbringen ist für viele Urlauber eben keine Alternative zu Meer, Sand und Strandkorb. Folglich machen viele Urlauber Ausflüge in nahe gelegene Städte. Gefragt sind vor allem Ziele, die sich binnen einer Stunde erreichen lassen. Auf Werbeslogans nach dem Motto „Schlechtes Wetter? Kommen Sie zu uns“ verzichten die Anbieter allerdings in der Regel. Man macht nun mal nicht gern mit etwas Negativem Werbung und will sich auch nicht als Notlösung präsentieren.

Viele Stadtführer sind mittlerweile geübt darin, Regen, Wind und niedrige Temperaturen bei ihren Rundgängen mit einzubeziehen. Da heißt es dann gern mal: ‚So, jetzt erleben Sie auch mal unser typisch norddeutsches Wetter mit.“

Bleibt das Wetter im Sommer über längere Zeiträume hinweg ungemütlich, werden mehr Last-Minute-Reisen in sonnige Urlaubsregionen gebucht. Ohnehin wächst bei schlechtem Wetter die Tendenz zu kurzfristigeren Vorhaben. Man plant nicht mehr so sorglos. Bei Verabredungen gibt es oft den Zusatz „Wenn das Wetter mitspielt…“.

Dass die Umsätze in der Freizeitbranche allerdings bei Regen und niedrigen Temperaturen gleich hoch bleiben und sich einfach auf andere Anbieter verlagern, ist nicht zu erwarten. Dazu gibt es dann doch zu viele Leute, die bei schlechtem Wetter zuhause bleiben. Bei angenehmen Temperaturen sind Menschen einfach unternehmungslustiger.

Letzteres kann auch der Fachbereich für Biowissenschaften an der Jacobs University bestätigen. Das anhaltend schlechte Wetter wirkt sich in erster Linie auf die Psyche aus. Unsere kognitive Erfahrung sagt uns z.B., dass der Mai ein Wonnemonat ist – wir erleben aber oftmals genau das Gegenteil.

Erst ein viel zu langer Winter, dann ein trüber Mai: Das führt zu Enttäuschung und Verärgerung. Hellt sich das Wetter zwischendurch nur kurzzeitig auf und kehrt dann wieder in den vertrauten Schmuddel-Modus zurück, belastet das vor allem den Organismus vieler älterer Menschen, außerdem kommt es vermehrt zu Erkältungen.

Im Gegensatz zu vielen Tierarten können sich Menschen zwar auf unterschiedlichste Wetterverhältnisse einstellen. Dennoch hat ein anhaltend trübes Wetter biologische und psychosoziale Folgen. Ist der Mensch von nur wenig Licht umgeben, kommt die Produktion des stimmungsaufhellenden Hormons Serotonin nicht in Fahrt, der Ausstoß des schlaffördernden Hormons Melatonin bleibt dagegen hoch. Hilfreich ist es daher, auch kurze Sonnenzeiten gezielt zu nutzen und in geschlossenen Räumen auf eine möglichst helle Beleuchtung zu achten.

Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Mahmut Lander aus Verden in Niedersachsen.
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