“Junge Tester gehen beispielhaft voran“
Der Wettbewerb sei ein „wegweisendes Projekt der Verbraucherbildung“, betonte Schirmherrin Aigner auf der Preisverleihung. Durch hohes Engagement, Vielfalt und Originalität der Testideen erreichen die Schüler nicht nur für sich einen Gewinn. „Die jungen Tester gehen im wahrsten Sinne des Wortes beispielhaft voran. Indem die Schüler anhand eines konkreten Tests lernen, dass sich kritisches Verhalten lohnt, sind sie Vorbild auch für andere Verbraucher“, so Aigner. Auf entsprechend kritische Nachfragen vonseiten der jungen Konsumenten müsse die Wirtschaft sich einstellen.
Manchmal ging der Forscherdrang mit den Schülern durch
Auch der Vorstand der Stiftung Warentest, Hubertus Primus, zeigte sich begeistert vom Eifer der Schülereinsendungen: „Oft kommen die Jugendlichen zu wirklich erstaunlichen Erkenntnissen.“ Manchmal allerdings ließen sich die Jugendlichen von ihrem Forscherdrang so hinreißen, dass die Jury nicht mehr nachvollziehen konnten, warum bestimmte Punkte überprüft wurden. So untersuchte eine Schülergruppe, bei welcher Temperatur Geodreiecke schmelzen. „Und warum es wichtig sein soll, dass ein Blatt Toilettenpapier, wenn es angezündet wird, möglichst lange brennt, das fragen wir uns heute noch.“
Tiefkühl-Pizzen sind beliebtestes Testobjekt
Insgesamt 691 Arbeiten haben die 2 709 Teilnehmer in diesem Jahr für „Jugend testet“ eingereicht. Das sind fast 100 Tests mehr als im letzten Jahr. Den Großteil der Arbeiten machten Produkttests aus: Tiefkühl-Pizzen, Schokolade, Kaugummi und Nagellack gehörten dabei zu den beliebtesten Testthemen. Dienstleistungstests – die zweite Kategorie – führten zwar wesentlich weniger Schüler durch. Dafür waren die Tester hier ganz besonders kreativ und untersuchten zum Teil völlig neue Themen wie Online-Routenplaner oder Online-Tanzstunden. Die drei besten Arbeiten aus jeder Kategorie belohnte die Stiftung Warentest mit Preisgeldern im Wert von insgesamt 9.000 Euro.
Nie wieder soll ein Spielteil fehlen
Bei der Vergabe des ersten Preises in der Kategorie Dienstleistungstests entschied sich die Jury einstimmig und innerhalb kürzester Zeit für Anna Schöffler und Julika Feldbusch. Die Schülerinnen aus Bruchsal hatten den Ersatzteilservice von elf Spieleverlagen ausführlich und umfassend untersucht. Neben der Homepage und den verschiedenen Schritten der Lieferung testeten sie zum Beispiel auch die Freundlichkeit der Mitarbeiter, indem sie am Telefon nach Ersatzteilen für das Spiel eines anderen Herstellers fragten. Ihre Ergebnisse: Wenn ein Spielteil verloren geht, kann man es in acht von elf Fällen einfach nachbestellen – in fünf Fällen sogar kostenlos. Zur Belohnung für die beste Arbeit unter den Dienstleistungstests erhielten die Schülerinnen ein Preisgeld von 2.000 Euro.
Eine Radiomeldung verhilft zum Produkttestsieg
In der Kategorie Produkttests ging der erste Preis an einen besonders ungewöhnlichen und aufwendigen Test. Nach einer Radiomeldung über Schimmel in Speisepilzen fragten sich Carlotta Pribbenow und Elena Härig, ob ihre Leibspeise „Pilzpfanne“ womöglich gesundheitsgefährdend sei. Im Chemielabor des Berliner Lise-Meitner-Oberstufenzentrums zerkleinerten sie frische Champignons aus fünf verschiedenen Supermärkten und testeten diese auf Schimmelpilze, Keime und giftige Nebenprodukte. Auch Verpackung, Geruch und Geschmack untersuchten sie. Ihre Ergebnisse: „Teuer“ hieß zwar nicht gleich „gut“. Die billigsten Pilze schnitten aber am schlechtesten ab. Für die beste Arbeit unter den Produkttests erhielten die beiden Schülerinnen ebenfalls ein Preisgeld von 2.000 Euro.
Bildungsministerien informieren sehr unterschiedlich
Am Anfang stand für Eda Engin und Leonie Glitz aus Wesel die Frage: Wie reagieren die 16 Bildungsministerien der Länder auf Schüleranfragen per E-Mail? Hintergrund: Viele Schüler halten regelmäßig Referate und benötigen Informationen. Die Internetseiten mancher Ministerien sind aber völlig unübersichtlich oder veraltet. Die Schülerinnen stellten jedem Ministerium vier statistische Fragen zu verschiedenen Schulformen und baten um eine möglichst rasche Antwort. Ihre Ergebnisse: Die Informationsleistung der Bildungsministerien klafft weit auseinander. Sieben Ministerien – also knapp die Hälfte – bearbeiteten die Anfragen schnell, freundlich und ausführlich. Fünf schickten mittelmäßige Antworten, vier reagierten gar nicht. Erfreulich viele Bundesländer hatten allerdings eine Telefonnummer für direkte Fragen angegeben. Für die ungewöhnliche Idee und die gute Testmethodik erhielten die Schülerinnen den zweiten Platz der Dienstleistungstests und ein Preisgeld von 1.500 Euro.
Viele Erdbeerkonfitüren schmecken zu süß
Sieben Schüler aus Eichstätt sicherten sich mit einem Erdbeerkonfitürentest den zweiten Platz der Produkttests. Die Gruppe untersuchte neun Konfitüren in insgesamt acht optischen, geschmacklichen und praktischen Kriterien. Außerdem befragten sie schulintern 161 Personen, wer welche Konfitüre zu Hause hat und welches Design der getesteten Produkte ihnen am besten gefällt. Ihre Ergebnisse: Bekannte Konfitüren gefielen den Befragten optisch spontan am besten. Geschmacklich waren viele Konfitüren aber zu süß. Auch in Farbe, Konsistenz und Verstreichbarkeit fielen einige durch. Nur eine erreicht die Endnote „sehr gut“. Das Preisgeld von 1.500 Euro teilen sich Leopold Diener, Marie Buchta, Adriana Bauer, Sarah Bauer, Alina Körber, Hannah Husemann und Markus Schüller.
Auch ein Spielplatz ist eine Dienstleistung
Mit 19 Schülern ergatterte die ganze Klasse 9Mb der Mittelschule Am Schlossberg in Landsberg am Lech den dritten Platz in der Kategorie Dienstleistungstests. Die Klasse wollte nach eigenen Angaben auf den zehn beliebtesten Spielplätzen der Stadt „alles testen, was es früher noch nicht gab“. In einer Umfrage in der Innenstadt ermittelten die Schüler zunächst, welche Spielplätze und welche Geräte den Passanten am besten gefallen. Anschließend untersuchten sie in Kleingruppen die Vielfalt des Aktionsangebots sowie Sicherheit, Sauberkeit und Besucherfreundlichkeit der Spielplätze in insgesamt 32 Einzelkriterien. Dabei achteten sie darauf, dass sowohl Kindern als auch deren Begleitpersonen der Gang zum Spielplatz gefällt. So untersuchten die Schüler zum Beispiel, ob ausreichend Sitzplätze auch im Schatten vorhanden sind und ob Schaukeln oder Wippen womöglich monoton quietschen. Den ausführlichen Test belohnte die Jury mit einem Preisgeld von 1.000 Euro.
Hast du mal ein Tempo?
Bei manchen Produkten hat eine Marke eine so große Bedeutung, dass sie den allgemeinen Namen für das Produkt ersetzt – zum Beispiel bei „Tempo“ statt „Papiertaschentuch“. Theresa Plenk, Anna Hochleitner und Sophie Altmann stellten nach einem kleinen Unfall mit einer Wasserflasche im Klassenzimmer fest, dass fast jeder ein anderes Papiertaschentuch griffbereit hatte. Dann wollten sie wissen, ob das „Tempo-Taschentuch“ den anderen Produkten im Markt tatsächlich überlegen ist. Insgesamt zehn Marken unterzogen die Schülerinnen aus Iggensbach einem sechsstufigen Belastungstest, unter anderem Saugfähigkeit und Reißfestigkeit in trockenem und nassem Zustand. Außerdem wuschen sie die Papiertaschentücher in Jeanshosen in der Waschmaschine mit und untersuchten anschließend, wie gut sich die Überreste entfernen ließen. Als besonderen Zusatz testeten sie die Tücher mit Füllernotizen auf ihre Eignung als Spickzettel. Ihre Ergebnisse: Keins der Taschentücher ist gut oder sehr gut und „Tempo“ ist nicht der Gesamtsieger. Die Jury vergab für das Thema den dritten Platz der Produkttests und ebenfalls ein Preisgeld von 1.000 Euro.
Auf zu den nächsten Tests
In jedem Jahr vergibt die Stiftung Warentest Preise für die besten Produkt- und Dienstleistungstests der Nachwuchstester. Ab September des Vorjahres können sich Schüler zwischen 12 und 19 Jahren für die neue Runde von „Jugend testet“ anmelden. Alle weiteren Informationen unter www.jugend-testet.de.
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