Wett­bewerb „Jugend testet“: Das sind die Gewinner

Eine Radio­meldung, ein verlorenes Spiel­teil, eine umge­kippte Wasser­flasche: Alltägliche Kleinig­keiten haben mehr als 2.700 Schüler zu kreativen Tests für den Wett­bewerb „Jugend testet“ inspiriert.
Bundesverbraucherschutzministerium (Schirmherr) und die Stiftung Warentest (Organisation) haben die sechs besten Beiträge in Berlin mit Preisgeldern von insgesamt 9.000 Euro ausgezeichnet. test.de stellt die Preisträger vor.

“Junge Tester gehen beispielhaft voran“

Der Wett­bewerb sei ein „wegweisendes Projekt der Verbraucher­bildung“, betonte Schirmherrin Aigner auf der Preis­verleihung. Durch hohes Engagement, Vielfalt und Originalität der Test­ideen erreichen die Schüler nicht nur für sich einen Gewinn. „Die jungen Tester gehen im wahrsten Sinne des Wortes beispielhaft voran. Indem die Schüler anhand eines konkreten Tests lernen, dass sich kritisches Verhalten lohnt, sind sie Vorbild auch für andere Verbraucher“, so Aigner. Auf entsprechend kritische Nach­fragen vonseiten der jungen Konsumenten müsse die Wirt­schaft sich einstellen.

Manchmal ging der Forscherdrang mit den Schülern durch

Auch der Vorstand der Stiftung Warentest, Hubertus Primus, zeigte sich begeistert vom Eifer der Schüler­einsendungen: „Oft kommen die Jugend­lichen zu wirk­lich erstaunlichen Erkennt­nissen.“ Manchmal allerdings ließen sich die Jugend­lichen von ihrem Forscherdrang so hinreißen, dass die Jury nicht mehr nach­voll­ziehen konnten, warum bestimmte Punkte über­prüft wurden. So untersuchte eine Schülergruppe, bei welcher Temperatur Geodrei­ecke schmelzen. „Und warum es wichtig sein soll, dass ein Blatt Toiletten­papier, wenn es angezündet wird, möglichst lange brennt, das fragen wir uns heute noch.“

Tiefkühl-Pizzen sind beliebtestes Test­objekt

Insgesamt 691 Arbeiten haben die 2 709 Teilnehmer in diesem Jahr für „Jugend testet“ einge­reicht. Das sind fast 100 Tests mehr als im letzten Jahr. Den Groß­teil der Arbeiten machten Produkttests aus: Tiefkühl-Pizzen, Schokolade, Kaugummi und Nagellack gehörten dabei zu den beliebtesten Test­themen. Dienst­leistungs­tests – die zweite Kategorie – führten zwar wesentlich weniger Schüler durch. Dafür waren die Tester hier ganz besonders kreativ und untersuchten zum Teil völlig neue Themen wie Online-Routenplaner oder Online-Tanz­stunden. Die drei besten Arbeiten aus jeder Kategorie belohnte die Stiftung Warentest mit Preisgeldern im Wert von insgesamt 9.000 Euro.

Nie wieder soll ein Spiel­teil fehlen

Bei der Vergabe des ersten Preises in der Kategorie Dienst­leistungs­tests entschied sich die Jury einstimmig und inner­halb kürzester Zeit für Anna Schöffler und Julika Feld­busch. Die Schüle­rinnen aus Bruchsal hatten den Ersatz­teil­service von elf Spiele­verlagen ausführ­lich und umfassend untersucht. Neben der Home­page und den verschiedenen Schritten der Lieferung testeten sie zum Beispiel auch die Freundlich­keit der Mitarbeiter, indem sie am Telefon nach Ersatz­teilen für das Spiel eines anderen Herstel­lers fragten. Ihre Ergeb­nisse: Wenn ein Spiel­teil verloren geht, kann man es in acht von elf Fällen einfach nachbestellen – in fünf Fällen sogar kostenlos. Zur Belohnung für die beste Arbeit unter den Dienst­leistungs­tests erhielten die Schüle­rinnen ein Preisgeld von 2.000 Euro.

Eine Radio­meldung verhilft zum Produkttestsieg

In der Kategorie Produkttests ging der erste Preis an einen besonders ungewöhnlichen und aufwendigen Test. Nach einer Radio­meldung über Schimmel in Speisepilzen fragten sich Carlotta Pribbenow und Elena Härig, ob ihre Leibspeise „Pilz­pfanne“ womöglich gesund­heits­gefähr­dend sei. Im Chemielabor des Berliner Lise-Meitner-Oberstufenzentrums zerkleinerten sie frische Champignons aus fünf verschiedenen Supermärkten und testeten diese auf Schimmelpilze, Keime und giftige Neben­produkte. Auch Verpackung, Geruch und Geschmack untersuchten sie. Ihre Ergeb­nisse: „Teuer“ hieß zwar nicht gleich „gut“. Die billigsten Pilze schnitten aber am schlechtesten ab. Für die beste Arbeit unter den Produkttests erhielten die beiden Schüle­rinnen ebenfalls ein Preisgeld von 2.000 Euro.

Bildungs­ministerien informieren sehr unterschiedlich

Am Anfang stand für Eda Engin und Leonie Glitz aus Wesel die Frage: Wie reagieren die 16 Bildungs­ministerien der Länder auf Schüler­anfragen per E-Mail? Hintergrund: Viele Schüler halten regel­mäßig Referate und benötigen Informationen. Die Internet­seiten mancher Ministerien sind aber völlig unüber­sicht­lich oder veraltet. Die Schüle­rinnen stellten jedem Ministerium vier statistische Fragen zu verschiedenen Schulformen und baten um eine möglichst rasche Antwort. Ihre Ergeb­nisse: Die Informations­leistung der Bildungs­ministerien klafft weit auseinander. Sieben Ministerien – also knapp die Hälfte – bearbeiteten die Anfragen schnell, freundlich und ausführ­lich. Fünf schickten mittel­mäßige Antworten, vier reagierten gar nicht. Erfreulich viele Bundes­länder hatten allerdings eine Telefon­nummer für direkte Fragen angegeben. Für die ungewöhnliche Idee und die gute Test­methodik erhielten die Schüle­rinnen den zweiten Platz der Dienst­leistungs­tests und ein Preisgeld von 1.500 Euro.

Viele Erdbeer­konfitüren schme­cken zu süß

Sieben Schüler aus Eich­stätt sicherten sich mit einem Erdbeer­konfitürentest den zweiten Platz der Produkttests. Die Gruppe untersuchte neun Konfitüren in insgesamt acht optischen, geschmack­lichen und praktischen Kriterien. Außerdem befragten sie schul­intern 161 Personen, wer welche Konfitüre zu Hause hat und welches Design der getesteten Produkte ihnen am besten gefällt. Ihre Ergeb­nisse: Bekannte Konfitüren gefielen den Befragten optisch spontan am besten. Geschmack­lich waren viele Konfitüren aber zu süß. Auch in Farbe, Konsistenz und Verstreich­barkeit fielen einige durch. Nur eine erreicht die Endnote „sehr gut“. Das Preisgeld von 1.500 Euro teilen sich Leopold Diener, Marie Buchta, Adriana Bauer, Sarah Bauer, Alina Körber, Hannah Husemann und Markus Schüller.

Auch ein Spiel­platz ist eine Dienst­leistung

Mit 19 Schülern ergatterte die ganze Klasse 9Mb der Mittel­schule Am Schloss­berg in Lands­berg am Lech den dritten Platz in der Kategorie Dienst­leistungs­tests. Die Klasse wollte nach eigenen Angaben auf den zehn beliebtesten Spielplätzen der Stadt „alles testen, was es früher noch nicht gab“. In einer Umfrage in der Innen­stadt ermittelten die Schüler zunächst, welche Spielplätze und welche Geräte den Passanten am besten gefallen. Anschließend untersuchten sie in Klein­gruppen die Vielfalt des Aktions­angebots sowie Sicherheit, Sauber­keit und Besucherfreundlich­keit der Spielplätze in insgesamt 32 Einzel­kriterien. Dabei achteten sie darauf, dass sowohl Kindern als auch deren Begleit­personen der Gang zum Spiel­platz gefällt. So untersuchten die Schüler zum Beispiel, ob ausreichend Sitz­plätze auch im Schatten vorhanden sind und ob Schaukeln oder Wippen womöglich mono­ton quietschen. Den ausführ­lichen Test belohnte die Jury mit einem Preisgeld von 1.000 Euro.

Hast du mal ein Tempo?

Bei manchen Produkten hat eine Marke eine so große Bedeutung, dass sie den allgemeinen Namen für das Produkt ersetzt – zum Beispiel bei „Tempo“ statt „Papiertaschentuch“. Theresa Plenk, Anna Hoch­leitner und Sophie Altmann stellten nach einem kleinen Unfall mit einer Wasser­flasche im Klassen­zimmer fest, dass fast jeder ein anderes Papiertaschentuch griff­bereit hatte. Dann wollten sie wissen, ob das „Tempo-Taschentuch“ den anderen Produkten im Markt tatsäch­lich über­legen ist. Insgesamt zehn Marken unterzogen die Schüle­rinnen aus Iggens­bach einem sechs­stufigen Belastungs­test, unter anderem Saug­fähig­keit und Reiß­festig­keit in trockenem und nassem Zustand. Außerdem wuschen sie die Papiertaschentücher in Jeans­hosen in der Wasch­maschine mit und untersuchten anschließend, wie gut sich die Über­reste entfernen ließen. Als besonderen Zusatz testeten sie die Tücher mit Füllernotizen auf ihre Eignung als Spick­zettel. Ihre Ergeb­nisse: Keins der Taschentücher ist gut oder sehr gut und „Tempo“ ist nicht der Gesamt­sieger. Die Jury vergab für das Thema den dritten Platz der Produkttests und ebenfalls ein Preisgeld von 1.000 Euro.

Auf zu den nächsten Tests

In jedem Jahr vergibt die Stiftung Warentest Preise für die besten Produkt- und Dienst­leistungs­tests der Nach­wuchs­tester. Ab September des Vorjahres können sich Schüler zwischen 12 und 19 Jahren für die neue Runde von „Jugend testet“ anmelden. Alle weiteren Informationen unter www.jugend-testet.de.

 

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Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Joel Kaiser aus Grimmen in Mecklenburg-Vorpommern.
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