Wider den Bewegungsmangel – Die Frage des Tages

Neuen Daten zufolge, die von Fachleuten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Fachjournal „The Lancet Global Health“ veröffentlicht worden sind, bewegt sich ein großer Teil der Menschheit deutlich zu wenig. 28 Prozent der Erwachsenen sind demnach körperlich inaktiv, etwa 1,4 Milliarden Menschen.

Besonders hoch ist der Anteil solcher Menschen mit durchschnittlich 37 Prozent in Ländern mit hohem Einkommen. In Deutschland liegt er inzwischen sogar bei mehr als 40 Prozent. Dies wirft die Frage auf, wie Menschen motiviert werden können, sich mehr zu bewegen. Wie nützlich sind zum Beispiel Schrittzahlmesser?

Antwort: Wer einen Schrittzahlmesser verwendet, erhält schwarz auf weiß, was er getan hat. Er bekommt einen Lohn in Form einer entsprechenden Rückmeldung des Geräts – und dieser müsste motivieren, möchte man meinen. Dass die Wirklichkeit komplizierter ist, zeigt eine im „International Journal of Human-Computer Studies“ veröffentlichte Studie von Psychologen der Technischen Universität Chemnitz und Wissenschaftlern der Universität Lübeck. Bei Befragungen stellte sich heraus, dass manche Menschen dazu neigen, sich eher weniger zu bewegen, wenn sie ihren Schrittzahlmesser nicht zur Verfügung haben. Die Wahrscheinlichkeit solcher Motivationsverluste ist nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler bei Menschen, die ohnehin wenig Spaß am Sport haben, größer. Manche dieser Menschen werden nur deshalb körperlich aktiv, weil sie meinen, Gewicht verlieren oder ihre Fitness verbessern zu müssen.

Nach Angaben der Wissenschaftler entwickelte sich ihr Interesse an der Frage, wie Schrittzahlmesser den Spaß am Sport beeinflussen, aufgrund eigener Erfahrungen. Die Wissenschaftler selbst haben lange Zeit solche Geräte getragen, dann aber gemerkt, dass sie den Spaß an der Bewegung verloren hatten und nur aktiv geworden seien, um ein schönes Ergebnis angezeigt zu bekommen. Das habe sie an den sogenannten Korrumpierungseffekt aus der Sozialpsychologie erinnert. Der Begriff drücke aus, dass eine Motivation, die vor allem intrinsisch sei, also aus dem eigenen Innern kommt, durch äußere Belohnungen verringert werden könne. Auf das Beispiel des Schrittzahlmessers übertragen heiße das: Wenn jemand für eine sportliche Aktivität, die ihm Spaß mache, durch eine positive Rückmeldung des Geräts belohnt werde, könne dies dazu führen, dass er die Aktivität irgendwann eher als Arbeit empfinde und folglich weniger Spaß habe.

Bei der Studie gab knapp die Hälfte der mehr als 200 Befragten an, sich gedanklich stark mit dem Schrittzahlmesser zu beschäftigen und bei einer negativen Rückmeldung des Geräts enttäuscht zu sein. Vor diesem Hintergrund raten die Wissenschaftler Menschen, die Sport treiben, sich bewusst zu machen, dass sie dies für sich selbst und nicht für eine entsprechende Rückmeldung eines Gerätes tun.

Laut Weltgesundheitsorganisation erhöht Bewegungsmangel das Risiko für eine Reihe von gesundheitlichen Schwierigkeiten, darunter Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Typ-2-Diabetes, verschiedene Arten von Krebs und psychische Probleme. Zu den körperlichen Aktivitäten rechnet die Organisation neben Spazierengehen, Fahrradfahren, Schwimmen und Tanzen zum Beispiel auch Arbeiten im Haushalt und Garten. Sie unterscheidet bei ihren Empfehlungen zwischen Aktivitäten mäßiger Intensität und intensivem Sport. Gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 64 Jahren sollten nach ihren Angaben pro Woche mindestens 150 Minuten Aktivitäten mit mäßiger Intensität widmen. Bei intensivem Sport als möglicher Alternative rät die Weltgesundheitsorganisation zu wenigstens 75 Minuten. Um positive gesundheitliche Veränderungen zu erreichen, sei es ratsam, die Zeit bei mäßiger Intensität auf 300 und bei intensivem Sport auf 150 Minuten zu verdoppeln.

Dass körperliche Betätigung aus vielerlei Gründen wichtig ist, steht nach Expertenangaben genauso außer Frage wie die Tatsache, dass in Deutschland auch die Heranwachsenden das gewünschte Maß nicht erreichen. So weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung darauf hin, dass zwar mehr als drei Viertel der Drei- bis 17-jährigen regelmäßig Sport trieben, aber in der Summe nur gut ein Viertel täglich mindestens 60 Minuten körperlich aktiv sei und damit der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation für diese Altersgruppe gerecht werde. Zu den Folgen des Bewegungsmangels gehöre Übergewicht, das hierzulande bei Mädchen und Jungen weitverbreitet sei.

 

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Ein Beitrag unserer/s Leserin/s Hubert Riedel aus Lüdinghausen in Nordrhein-Westfalen.
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